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FOKUS: Was steckt hinter der Attacke in Tadschikistan?
Aus 10 vor 10 vom 31.07.2018.
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Anschlag in Tadschikistan «Die terroristische Zelle besteht aus zehn Mitgliedern»

Das jähe Ende einer Velo-Reise durch Tadschikistan: Bei der bewaffneten Attacke vom Sonntag kommen ein Schweizer, ein Niederländer und zwei US-Amerikaner ums Leben. Eine Schweizerin wird verletzt. Die Terrororganisation Islamischer Staat bekennt sich zum Anschlag. Die Regierung beschuldigt eine verbotene Partei im Land.

Für den Tadschikistan-Experten Edward Lemon ist dies eine unwahre Behauptung. Im Interview äussert er sich zu den Hintergründen der Attentäter.

Edward Lemon

Edward Lemon

Tadschikistan-Experte

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Edward Lemon hat mehrere Jahre in Tadschikistan gelebt und ist Experte für Tadschikischen Extremismus. Er arbeitet am Harriman Institut an der Columbia Universität in New York.

SRF News: Wie gross ist die Gefahr eines Angriffs auf Touristen in Tadschikistan?

Edward Lemon: Seit dem Ende des Bürgerkriegs 1997 ist das Land relativ friedlich. Es gab eine Reihe von Vorfällen, die jedoch meist im Zusammenhang mit lokalen politischen Kämpfen standen. Dies ist der erste Angriff, der vom sogenannten Islamischen Staat IS im Land begangen wurde. Im Moment ist es sehr schwer zu sagen, ob es sich um einen Einzelfall oder um einen neuen Trend handelt.

Ist die Gefahr von Terroranschlägen in den letzten Jahren gestiegen?

Ja, die hat offensichtlich zugenommen. Bis zu 1100 tadschikischer Staatsbürger sind nach Syrien und in den Irak gereist, um sich dem IS anzuschliessen. Aber in den letzten Jahren hat der IS an Territorium verloren. Er fordert zunehmend seine Anhänger auf, Angriffe im Ausland durchzuführen. Das zeigt sich in Europa und in den USA. Das ist ein neues Risiko. Die Angreifer von Tadschikistan schwören im Video dem IS die Treue und sagen, sie würden Touristen innerhalb des Landes angreifen. Aber offensichtlich gibt es in diesem Fall nur einen begrenzten Kontakt zum IS. Die Terroristen verwendeten in Tadschikistan zudem keine sehr raffinierten Methoden. Ihre Mordinstrumente waren ein Auto, ein Messer und eine Axt.

Gibt es Informationen zum Hintergrund der Attentäter?

Mehrere Terroristen sollen inzwischen festgenommen worden sein. Jetzt erhofft man sich mehr Erkenntnisse zum Tatmotiv. Das Problem ist, dass Tadschikistan ein autoritäres Land ist. Es wird gefoltert, um Geständnisse zu erpressen, so dass die Zuverlässigkeit der Geständnisse schwer abschätzbar sind. Klar ist: die terroristische Zelle besteht aus zehn Mitgliedern. Sie sind alle zwischen 19 und 34 Jahre alt. Der Anführer des Angriffs, Hussein Abdusamadov, ist 34 Jahre alt, wenn ich mich nicht irre. Das ist ein ziemlich breites Altersspektrum. Alle stammen aus Süd-Tadschikistan.

Nach Angaben des Innenministeriums war Abdusamadovs Bruder Mitglied einer terroristischen Gruppe.

Nach Angaben des Innenministeriums war Abdusamadovs Bruder Mitglied einer terroristischen Gruppe. Dieser sass in Tadschikistan in Haft. Wir sind nicht sicher, ob es in diesem Zusammenhang eine Verbindung gab oder ob das mit seiner Radikalisierung und dem Zugang zu extremistischen Ideen zusammenhängt.

Die Regierung beschuldigt die Opposition. Macht das Sinn?

Nein, in Anbetracht der Tatsache, dass sich der IS recht glaubwürdig zum Attentat bekannt hat. Zudem hat sich die Islamische Partei der Wiedergeburt von Gewalt distanziert. Sie war bis 2015 Teil der Regierung und wurde als terroristische Organisation verboten. Die Oppositionspartei hat sich sowohl in Worten als auch in der Praxis der Demokratie verpflichtet.

Das Gespräch führte Thomas von Grünigen.

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FOKUS: Studio-Gespräch mit Extremismus-Fachredaktor Daniel Glaus
Aus 10 vor 10 vom 31.07.2018.
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