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Beziehungen Indien-Russland Indiens Balanceakt mit Putins Staatsbesuch

Indien zwischen US-Sanktionen und russischer Imagepflege: Beim Besuch des Kremlchefs geht es neben Öl auch um Waffen.

Das Treffen: Es ist mehr als ein Routine-Treffen, wenn Russlands Präsident Wladimir Putin dem indischen Premier Narendra Modi seine Aufwartung macht. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor mehr dreieinhalb Jahren war Putin nicht mehr in Indien. Für Modi ist es ein Dilemma, denn Indien gehört zu den grössten Abnehmern von russischem Öl, fürchtet aber die Sanktionsdrohungen der USA. Ein Balanceakt ist auch die militärische Zusammenarbeit des bevölkerungsreichsten Land der Erde mit Russland. Bei den geplanten Gesprächen stehen die Bereiche Handel und Energie im Vordergrund, wo beide Seiten den Ausbau ihrer «besonderen und privilegierten strategischen Partnerschaft» anstreben.

Die grosse Symbolik: Der Besuch sei sowohl für Modi als auch für Putin wichtig, stellt Süd-Asien-Korrespondentin Maren Peters fest: Putin kann damit zeigen, dass er trotz des Ukraine-Kriegs aussenpolitisch nicht isoliert ist. Dass er nach fast vier Jahren Pause in der grössten Demokratie der Welt wieder empfangen wird, hat Symbolwert. Für Modi geht es um ein Signal an die USA, dass sich Indien nicht einschüchtern lässt. US-Präsident Trump will Indien zwingen, kein russisches Öl mehr zu kaufen, weil damit der Ukraine-Krieg indirekt mitfinanziert werde. Deshalb kam zu den 25 Prozent Zoll für Indien ein Strafzoll von weiteren 25 Prozent dazu. Auf indische US-Exporte sind damit 50 Prozent Zoll fällig.

Putin und Modi.
Legende: Auftakt zum zweitägigen Staatsbesuch am 4. Dezember 2025. Indiens Premier Narendra Modi mit Kremlchef Wladimir Putin auf dem Weg zur Residenz in Neu-Delhi. Keystone/EPA SPUTNIK/POOL/ALEXANDER KAZAKOV

Das heikle Ölgeschäft: Der Druck der US-Sanktionen gegen Indien wegen der Ölgeschäfte mit Russland zeigte am Anfang keine Wirkung. Das hat sich inzwischen geändert. Eines der grössten indischen Industrieunternehmen, Reliance Industries, kauft seit letztem Monat deutlich weniger russisches Öl. Das hat allerdings mit neuen US-Sanktionen gegenüber den beiden grössten russischen Raffinerien zu tun, die auch Reliance in Indien beliefert haben. Dass Reliance kein Öl mehr in Russland kauft, führt wiederum dazu, dass Indien insgesamt im November ein Drittel weniger Öl aus Russland importiert hat.

Das heikle Militärgeschäft: US-Präsident Trump will mehr Rüstungsgüter an Indien verkaufen, doch auch Russland steht als Lieferant bereit. Indien sei vielleicht in der schwierigsten aussenpolitischen Lage seit Jahrzehnten, stellt Peters fest. Nach der kurzen militärischen Eskalation zwischen Indien und Erzfeind Pakistan im Mai um Kaschmir hatten sich die USA wieder an Pakistan angenähert und waren auf Distanz zu Indien gegangen. Die Unsicherheit in Indien ist seither gross, der Subkontinent rüstet weiter auf. Im Vorfeld des Treffens mit Putin war zu hören, dass Indien russische Luftabwehrsysteme einkaufen wolle und vielleicht weitere Kampfjets bestellen werde. Das würde Russland freuen, doch Trump drängt darauf, dass Indien mehr Kriegsgerät in den USA einkauft. Weil Indien auf die USA auf Dauer nicht verzichten könne, sind auch die russischen Waffenkäufe aus indischer Sicht ein heikler Balanceakt, schätzt Peters.

Echo der Zeit, 04.12.2025, 18:00 Uhr ; 

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