Zwischen Italien und Frankreich hängt der Haussegen wieder einmal schief. Am Donnerstag bestellte Frankreich Italiens Botschafterin in Paris ein. Grund des neuen Zerwürfnisses: Lega-Chef und Vizepremierminister Matteo Salvini hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in beleidigendem Ton dazu aufgefordert, Helm und Gewehr zu fassen und sich als Soldat in den Ukraine-Krieg zu begeben.
Klammere dich ans Tram – taches al tram! Im Mailänder Dialekt heisst das: Los, mach dich auf und davon. Mit diesen Worten forderte Salvini Macron dazu auf, Helm und Gewehr zu fassen, um in die Ukraine zu fahren und dort selbst in den Schützengräben zu kämpfen. Ein Affront, zumal unter benachbarten, eigentlich befreundeten Nationen.
Truppen für die Ukraine – no, grazie
Hintergrund sind Differenzen in der Ukrainepolitik. Während Frankreich sich vorstellen kann, nach einem Waffenstillstand Truppen in die Ukraine zu entsenden, schliesst Italien solches kategorisch aus.
Ein heikler Punkt.
Premierministerin Giorgia Meloni versucht dem Thema Truppenentsendung nach Möglichkeit auszuweichen. Sie verwedelt Strittiges, erst unlängst im Weissen Haus, wo sie sowohl dem US-Präsidenten Donald Trump als auch Macron gegenübersass. Salvini aber greift lustvoll zum Zweihänder. Wie so oft.
Paris reagierte umgehend mit der Einbestellung der italienischen Botschafterin.
Man spricht nicht die gleiche Sprache
Im Verhältnis zwischen der Grande Nation und dem Belpaese holpert und knarzt es immer wieder ganz vernehmlich. Seit langem streitet man wegen der Migration. Aber auch bei der europäischen Aufrüstung oder im Verhältnis zu Trump sprechen Rom und Paris in ganz unterschiedlichen Sprachen. Kakophonie zwischen lateinischen Schwesternationen.
Im Juni erst streckten Premierministerin Meloni und Präsident Macron in Rom die Köpfe zusammen, um endlich die Scherben zu kitten, die sich angesammelt hatten. Und nun also gibt Salvini den sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen. Man ist wieder zurück auf Feld eins.
Das Schweigen Melonis
Der Zwist kommt zur Unzeit. Frankreich, Italien und die europäischen Staaten überhaupt müssen mit einer Zunge sprechen, wollen sie in Sachen Ukraine Gehör finden.
Salvini weiss das natürlich, konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, wohl aus wahltaktischen Gründen, Macron einmal mehr zu beleidigen. Am Samstag legte er sogar noch nach, indem er Frankreichs Präsidenten als wehleidig abqualifizierte. Meloni, sonst nie um einen Tweet verlegen, schweigt derweil beharrlich und schickte Aussenminister Antonio Tajani vor. Der sagte, nicht Salvini, sondern Meloni bestimme Italiens Aussenpolitik.
Stimmt. Salvini ist ja eigentlich nur Verkehrsminister. Humoristen sagen darum: Dies sei wohl der Grund, weshalb Salvini Macron ein öffentliches Verkehrsmittel empfahl: Taches al tram!