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Das AKW Flamanville soll im Sommer ans Netz
Aus SRF 4 News aktuell vom 10.04.2024. Bild: Imago
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Bis zu 14 neue AKWs Frankreichs ambitionierte Pläne für die Atomkraft

Bald soll Flamanville in Betrieb gehen. Das neuste AKW ist ein Symbol für Probleme: Lange Bauzeit und explodierende Kosten.

Darum geht es: Frankreich plant den Bau von sechs neuen Atomkraftwerken bis 2050, acht weitere mögliche Projekte sind in Prüfung. Doch ob dieser Plan aufgeht, ist fraglich. Denn beim Bau neuer AKWs in westlichen Industrieländern gibt es immer wieder grosse Probleme: Er dauert viel länger als geplant und die Kosten explodieren. Das zeigt sich etwa am französischen AKW Flamanville am Ärmelkanal, das im Sommer als erstes neues AKW in Frankreich seit 20 Jahren ans Netz gehen soll. Der Bau dauerte 17 Jahre, die Kosten werden statt der veranschlagten 3.3 Mrd. Euro schliesslich über 13 Mrd. Euro betragen.

Kostenexplosion bei neuen AKWs

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Legende: Block 3 in Olkiluoto hat 11 Mrd. Euro gekostet. Reuters

In Grossbritannien sind zwei Reaktoren im Kernkraftwerk Hinkey Point im Bau. Begonnen wurde damit 2017, in Betrieb gehen sollen sie um 2030. Ursprünglich hätten die beiden Reaktoren umgerechnet 21 Mrd. Euro kosten sollen, aktuelle Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass sie dereinst mindestens 50 Mrd. Euro kosten werden.

Finnland seinerseits nahm den modernsten Atommeiler Europas vor einem Jahr in Betrieb – Block 3 des AKW Olkiluoto. Der Bau dauerte 18 Jahre, die Kosten explodierten von ursprünglich geplanten rund 3 Mrd. Euro auf schliesslich über elf Milliarden Euro.

Frankreich und AKWs: Frankreich setzt für seine Energieversorgung und das Erreichen von Klimaschutzzielen weiter auf den Ausbau der Atomkraft. Neben den bis zu 14 neuen Kernkraftwerken soll die Laufzeit bestehender Kraftwerke von 40 auf 50 Jahre erhöht werden, wenn die Sicherheit dies zulässt. Das ist bei 32 der 56 laufenden französischen AKW geplant. Parallel dazu will Frankreich insbesondere Windkraftanlagen auf See forcieren. In Europa sind derzeit insgesamt 100 Atommeiler am Netz. Frankreich liegt hinter den USA auf Platz zwei der grössten Produzenten von Atomstrom weltweit.

Beliebter Atomstrom: Frankreichs Bevölkerung steht hinter der AKW-Offensive der Regierung von Präsident Emmanuel Macron – das zeigen Umfragen. Ein Grund liege wohl in der grossen Abhängigkeit des Landes vom Atomstrom, sagt SRF-Korrespondent Daniel Voll in Paris: «Rund 70 Prozent des Stroms, der in Frankreich verbraucht wird, wird in AKWs produziert.» Und damit sei wohl auch die grosse Zustimmung der Bevölkerung zu den Neubauplänen Macrons zu erklären.

Paris erwartet, dass auch Schweiz bezahlt

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Legende: Keystone/Laurent Cipriani

Am Wochenende hatte die «NZZ am Sonntag» gemeldet, dass Paris für den Bau der neuen AKW-Generation in Frankreich – es wird mit Kosten von rund 100 Mrd. Euro gerechnet, Stand heute – auch die Schweiz zur Kasse bitten will. Frankreich halte es «für opportun, dass sich Länder, die Atomstrom aus Frankreich importieren wollen, an den Kosten für den Bau neuer AKWs beteiligen».

Auf wenig Verständnis stösst Frankreichs Forderung bei Vertretern der Schweizer Parteien – und das nicht nur bei jenen der Grünen, wie «20Minuten» berichtet.

Atomkraft weltweit: Laut der Internationalen Energieagentur IAEA sind aktuell weltweit 415 Atomreaktoren in Betrieb. Sie tragen rund zehn Prozent zur weltweiten Stromproduktion bei. Am meisten Atomenergie produzieren die USA mit 94 AKWs. Während in Europa nach der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 zwischenzeitlich eine gewisse Zurückhaltung beim AKW-Neubau herrschte, treiben vor allem China und Indien den Ausbau der Kernkraft am aktivsten voran.

Alternative Energie billiger: Umweltorganisationen wie Greenpeace fordern, Regierungen sollten ihre Energieziele mithilfe erneuerbarer Energien erreichen und nicht mit dem Bau neuer AKWs. Neben den Risiken und dem ungelösten Abfallproblem weisen sie darauf hin, dass die Produktion von Elektrizität mit Wind- oder Sonne inzwischen viel billiger ist als mittels AKW. Allerdings: Die Speichermöglichkeiten von alternativ produziertem Strom müssen in den nächsten Jahren massiv ausgebaut werden – etwa mittels Pump-Speicherwerken in den Bergen, Batterien oder Wasserstoff- und Alternativbenzin-Produktion aus Strom-Überproduktion.

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Aus Tagesschau vom 28.03.2024.
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SRF 4 News aktuell, 10.4.2024, 07:20 Uhr;

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