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Kraftwerke, Atom, Wasser So will die Schweiz gut durch den Stromwinter kommen

Die Schweiz drosselte im vergangenen Jahr den Energieverbrauch. Im Hinblick auf den kommenden Winter ist die Situation entspannter – aus vielerlei Gründen.

Es war das Wort des letzten Winters – Strommangellage: Nicht zu sehr heizen, Energie sparen, sich mit Kerzen ausrüsten, war damals das Credo – aus Sorge vor einer möglichen Mangellage während der kalten Jahreszeit.

«Im letzten Winter wurden wir regelrecht von der Energiekrise überrollt. Wir mussten viele Massnahmen ergreifen. Wir haben gelernt und sind nun besser vorbereitet», sagt Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen.

Auch Atomstrom aus Frankreich gehört zum Mix

Eine der Neuerungen im Vergleich zum Vorjahr ist das Reservekraftwerk in Birr AG, das seit einem halben Jahr betriebsbereit ist. Die acht mobilen Gas-Turbinen gehen ans Netz, wenn der Strom knapp wird. Das war bis jetzt aber noch nicht der Fall. Diese Gas-Turbinen tragen damit dazu bei, dass die Energiebranche dem bevorstehenden Energiewinter gelassener entgegenblickt.

Blick auf industrielle Anlage von oben; mit Baukränen
Legende: Auf dem Areal von GE Gas Power in Birr AG ist seit letztem Herbst ein Reservekraftwerk mit acht mobilen Gas-Turbinen entstanden (Bild: 15.11.22). KEYSTONE/Christian Beutler

Auch im kommenden Winter wird Wasser in den Stauseen zurückgehalten, um bei Bedarf zusätzlich Strom produzieren zu können. Allgemein sind die Stauseen mit 80 Prozent derzeit besser gefüllt, als vor einem Jahr.

Die Vorbereitungen auf die Zukunft laufen

Es gibt auch wieder mehr Atomstrom aus Frankreich. Vor einem Jahr waren über die Hälfte der Reaktoren wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten ausser Betrieb. Und: Die Gasspeicher in Europa sind zu über 90 Prozent gefüllt – was entscheidend ist: Denn bei einem Strommangel werden zusätzlich Gaskraftwerke ans Netz genommen.

«Wenn wir einen durchschnittlich kalten Winter haben und die Kraftwerke nicht aussteigen, sollten wir einigermassen über die Runden kommen. Wir wissen aber nicht, wie kalt es wirklich wird» sagt Michael Frank weiter.

Blick auf die Staumauer der Kraftwerke Zervreila in Vals.
Legende: Blick auf die Staumauer der Kraftwerke Zervreila in Vals (01.09.20). KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Das Reservekraftwerk in Birr könnte dann eine wichtige Rolle spielen, wenn es gegen Ende des kommenden Winters in grossen Teilen Europas einen länger anhaltenden Kälteeinbruch geben sollte, mit Temperaturen tief unter dem Gefrierpunkt.

Die Politik beschäftigt sich derweil mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien – zum Beispiel mit der Beschleunigungsvorlage, die demnächst in den Nationalrat kommen wird. Damit könnten zum Beispiel Windräder schneller gebaut werden – für mehr Winterstrom.

Tagesschau, 30.08.23, 19:30 Uhr

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