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Er starb allein im Regenwald: Von Völkern ohne Aussenkontakt
Aus News Plus vom 30.08.2022. Bild: SRF
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Brasilianischer Amazonas Letzter indigener Genozid-Überlebender stirbt nach 26 Jahren

  • Im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist der letzte Überlebende eines Indigenen-Volkes nach knapp 26 Jahren in vollständiger Isolation gestorben.
  • Laut Behördenangaben dürfte er eines natürlichen Todes gestorben sein.
  • Die restlichen Angehörigen seiner Gemeinschaft wurden wohl in den 1990er Jahren Opfer eines Völkermords durch Rinderzüchter.
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Die für Ureinwohner zuständige brasilianische Behörde Funai erklärte, der «Indigene Tanaru» – auch bekannt als «Indigener des Lochs» – sei tot im Stammesgebiet der Tanaru im westlichen Bundesstaat Rondônia gefunden worden. Er lag demnach in seiner Hängematte in seiner Hütte.

Den Behörden zufolge gab es keine Anzeichen für «Gewalt oder Kampf». Auch habe es keine Hinweise auf die Anwesenheit eines anderen Menschen gegeben. «Alles weist auf eine natürliche Todesursache hin», erklärte die Funai. Medienberichten zufolge war der Leichnam mit Papageien-Federn bedeckt – was einem Experten zufolge darauf hindeuten könnte, dass der indigene Mann wusste, dass er sterben würde.

Der Mann hatte nach Angaben der Funai seit rund 26 Jahren allein im Regenwald gelebt und jeden Kontakt zur Aussenwelt gemieden. Seinen Spitznamen «Indigener des Lochs» trug er, weil er in seinen Hütten stets auch ein tiefes Loch grub. Sein echter Name war unbekannt.

Amazonas von Oben.
Legende: Im Staat Rondônia wurden laut dem WWF Brasilien in einem Naturschutzgebiet 2021 über 100 Quadratkilometer Wald zerstört. In Dutzenden Fällen wurde in den letzten Jahren versucht, die Grösse oder den Status von Schutzgebieten zu reduzieren. Meist gelingt dies. imago images

Gemeinschaft wurde Opfer von Genozid

Die anderen Angehörigen seiner Gemeinschaft wurden vermutlich in den 1990er Jahren getötet. Die Region nahe der Grenze zu Bolivien ist nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Survival International eine der gewalttätigsten Brasiliens. Es gibt dort riesige Rinderfarmen, ausserdem illegale Abholzung und illegalen Bergbau.

«Mit seinem Tod ist der Genozid an diesem indigenen Volk abgeschlossen», erklärte Fiona Watson von der Nichtregierungsorganisation Survival International. «Es war wirklich ein Genozid: die bewusste Auslöschung eines gesamten Volkes durch Rinderzüchter, die hungrig auf Land und Reichtum sind.»

Es war ein Genozid: die bewusste Auslöschung eines gesamten Volkes durch Rinderzüchter, die hungrig auf Land und Reichtum sind.
Autor: Fiona Watson Nichtregierungsorganisation Survival International

In Brasilien leben rund 800'000 Ureinwohner bei einer Gesamtbevölkerung von mehr als 212 Millionen Menschen. Im Amazonas-Regenwald gibt es noch eine Reihe kleiner indigener Gruppen ohne jeden Kontakt zur Aussenwelt. Laut der Behörde Funai wurden landesweit an 114 Orten solche Gruppen registriert; die Zahlen schwanken aber.

News Plus, 30.08.2022, 16 Uhr;

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