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Chinesischer Mode-Boykott Chinesinnen strafen H&M für Kritik an Uiguren-Politik ab

Kritik an Uiguren-Zwangsarbeit unerwünscht: Die 500 Filialen der schwedischen Modekette H&M in China werden gemieden.

Seit letzter Woche protestieren Chinesinnen und Chinesen gegen westliche Modemarken, die sich von Baumwolle aus Xinjiang distanziert hatten. Im Zentrum der Proteste und Boykottaufrufe steht der schwedische Moderiese Hennes & Mauritz (H&M).

Das zeigt sich auch im Jingpin-Warenhaus in Shanghais Stadtzentrum, wo die H&M-Filiale auf drei Stockwerken präsent ist. Anders als sonst gibt es hier aber keine Schlangen vor den Umkleidekabinen, und auch an der Kasse steht niemand an.

Man kann doch nicht mit den Chinesen Geld verdienen wollen und gleichzeitig schlecht über sie reden.
Autor: Passantinnen in Warenhaus

Lediglich zwei Kundinnen sind zu sehen, die sich Blusen anschauen. Auf die Frage, wieso sie hier seien und ob sie von den Boykottaufrufen gehört hätten, lachen sie etwas verlegen und beteuern: Sie würden sich hier nur umsehen, aber selbstverständlich nichts kaufen. Die Boykotte gegen H&M finden sie richtig: Mit Chinesen Geld verdienen wollen und gleichzeitig schlecht über Chinesen reden, das gehe doch nicht.

Chinesische Jugendliga heizte Stimmung an

Es geht um ein Statement von H&M vom letzten Jahr, als sich das Unternehmen öffentlich von der Baumwolle aus Xinjiang distanziert hatte. Dies nach Vorwürfen der Zwangsarbeit durch muslimische Uiguren in Xinjiangs Baumwollindustrie. In China selbst war dieses Statement damals kein grosses Thema.

Das änderte sich letzte Woche, als die kommunistische Jugendliga H&M dafür in den sozialen Medien anprangerte. «Raus aus China», schrieben erboste Kommentatorinnen und Kommentatoren. Die sonst eifrigen Online-Zensoren schritten nicht ein. Stattdessen schürten auch die Staats- und Parteimedien die Empörung.

Shanghai.
Legende: Shanghai am 24. März 2021: H&M-Produkte wurden vom elektronischen Zahlungsverkehr mit Karten ausgeschlossen, nachdem das Unternehmen die Baumwollproduktion in Xinjiang kritisiert hatte. imago images

Chinesische Werbeträger distanzierten sich von H&M. Auf mehreren Online-Einkaufsplattformen verschwand das Unternehmen. Kartendienste von Baidu und Apple zeigten in China keine H&M-Filialen mehr an.

Regime profitiert

Die öffentliche Empörung und der Boykott nützt der chinesischen Regierung gleich in mehrerer Hinsicht: Im Inland lenkt der Boykott ab von den Anschuldigungen wegen der Menschenrechtsverletzungen und stellt das Thema als Angriff des Westens auf China dar.

Und gegenüber dem Ausland dient der Fall H&M als abschreckendes Beispiel. Die Botschaft an internationale Firmen: Legt Euch bloss nicht mit China an.

H&M will Dialog mit China suchen

Box aufklappen Box zuklappen

H&M steckt im Dilemma, fühlt sich das schwedische Unternehmen doch den Menschenrechten verpflichtet, will aber China als grössten Absatzmarkt nicht verlieren. Das milliardenschwere China-Geschäft macht etwa einen Zehntel des Umsatzes aus.

Der Konzern will nun mit China den Dialog suchen. Wie das gehen soll, wollte die seit einem Jahr amtierende neue Chefin Helena Helmersson an der heutigen Bilanzpressekonferenz in Stockholm nicht beantworten. Für die ehemalige Nachhaltigkeitschefin von H&M dürfte es eine Gratwanderung werden, wie Skandinavien-Korrespondent Bruno Kaufmann sagt.

H&M hat laut Kaufmann bereits vor einigen Tagen bestätigt, dass das Unternehmen 2020 keine Baumwolle aus der Provinz Xinjiang bezogen habe. Ein Komitee überprüfe zugleich, dass die aufdatierten Nachhaltigkeitskriterien eingehalten würden. Dazu gehörten auch die Menschenrechte beziehungsweise das Verbot von Zwangsarbeit. «So gesagt hat H&M auch heute diese Haltung indirekt bestätigt», stellt Kaufmann fest.

Echo der Zeit, 31.03.2021, 18:00 Uhr

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