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Corona-Virus auf Schiff «Es gibt ein Misstrauen, ob Japan alles richtig macht»

Die USA haben in der Nacht auf Montag begonnen, hunderte ihrer Landsleute vom Bord des Kreuzfahrtschiffs «Diamond Princess» zu holen. Das Schiff im Hafen der japanischen Stadt Yokohama wurde vor zwei Wochen unter Quarantäne gesetzt – und mit ihm 3400 Passagiere und Crewmitglieder.

Nun überlegt auch die EU, ob sie ihre Bürger in einer gemeinsamen Aktion ausfliegen will. Der freie Journalist Martin Fritz über den Alltag für die verbliebenen Passagiere und die Sorgen der japanischen Regierung.

Martin Fritz

Freier Journalist

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Der Journalist Martin Fritz arbeitete als Radio-Korrespondent für die ARD in Tokio. Als freier Journalist berichtet er nun neben Japan auch über Nord- und Südkorea. Vorher war er fünf Jahre lang Südasien-Korrespondent in Neu-Delhi.

SRF News: Jetzt wollen auch andere Länder ihre Bürger ausfliegen . Was wissen Sie derzeit darüber?

Martin Fritz: Bestätigt ist, dass auch Hongkong und Kanada ihre Bürger vom Schiff herunterholen und ausfliegen wollen. Nach meinen Informationen überlegt auch die EU ein gemeinsames Ausfliegen ihrer Bürger. Diese Initiative geht offenbar von Italien aus. Diese Diskussion lief am Wochenende in Diplomaten-Kreisen. Eine Entscheidung dürfte erst heute fallen.

Die Passagiere sitzen seit zwei Wochen fest – warum werden die Staaten gerade jetzt aktiv?

Ein Motiv ist sicher, dass unklar ist, wie es nach dem Ablauf der Quarantäne-Frist am Mittwoch weitergehen wird. Dürfen die negativ getesteten Passagiere das Land sofort verlassen – oder müssen sie sich angesichts von hunderter Infektionen an Bord nochmals an Land in Quarantäne begeben? Allenfalls fühlt man sich wohler, wenn man diese zweite Quarantäne in der Heimat absolvieren darf.

Amerikanische Passagiere im Bus
Legende: Die USA haben in der Nacht auf den 17. Februar rund 400 ihrer Landsleute vom Kreuzfahrtschiff geholt und ausgeflogen. Keystone

Dazu kommt vielleicht auch ein Misstrauen, ob die Japaner wirklich alles richtig machen. Diese Tests kamen nur relativ langsam voran. Das hat Zweifel am japanischen Gesundheitssystem geweckt. Bis zum Wochenende waren nach offiziellen Angaben nur ein Drittel, also 1200 Leute auf dem Schiff, getestet. Bis heute sollen die weiteren zwei Drittel folgen. Das dürfte logistisch schwierig werden. Aber lassen wir uns überraschen.

Wie gestaltet sich der Alltag auf dem Schiff?

Die Passagiere sind noch immer auf ihre Kabinen beschränkt, sie dürfen zweimal täglich eine Stunde lang an Deck gehen – mit Gesichtsmasken und zwei Meter Abstand zu den Mitreisenden. Dreimal täglich erhalten sie eine frisch zubereitete westliche Mahlzeit. Das ist ein bisschen wie ein Luxusgefängnis.

Die Passagiere befinden sich ein bisschen wie in einem Luxusgefängnis.

Für die Leute an Bord handelt es sich um eine kostenlose Verlängerung ihrer Ferien. Da die meisten Rentner sind, ist das nicht weiter schlimm. Aber natürlich besteht die grosse Sorge, dass sie infiziert sind oder infiziert werden. Die meisten Passagiere werden am Anfang sicher nicht davon ausgegangen sein, dass sich das Virus so stark auf ihrem Schiff verbreitet hat.

Nach China zählt Japan die meisten Coronavirus-Infektionen. Wird das Land nun zu einem weiteren Krisenherd?

Das Risiko besteht. Wir haben offiziell über 60 Fälle bestätigt, sechs neue Infektionen am Sonntag, die meisten davon in Tokio. Einige dieser Infizierten hatten keine Verbindung zu Chinesen oder China. Was bedeutet, dass sich das Virus offenbar unbemerkt unter der Oberfläche ausgebreitet hat. Daher drängen die Behörden alle japanischen Bürger dazu, Menschenmassen zu meiden, sich die Hände zu waschen und Gesichtsmasken zu tragen.

Frau mit Gesichtsmaske in Tokio
Legende: Menschenmassen meiden: Kein einfaches Unterfangen in der Millionenmetropole Tokio. Getty Images

Gerade kam die Nachricht, dass am Tokioter Marathonlauf am 1. März nur noch die Profis laufen dürfen. Die vielen tausenden Amateure sollen zu Hause bleiben. Kaiser Naruhito will seinen Auftritt vor dem Volk anlässlich seines 60. Geburtstages am Sonntag absagen. Es besteht die Sorge der Regierung, dass Japan zum zweiten Zentrum dieser hochansteckenden Krankheit werden könnte.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

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