Zum Inhalt springen

Header

Audio
Dritte RAF-Generation als Dunkelkammer: Packt Daniela Klette aus?
Aus SRF 4 News vom 29.02.2024. Bild: Imago/Pemax
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 2 Sekunden.
Inhalt

Dritte RAF-Generation Packt Ex-Terroristin Daniela Klette aus?

Neun der zehn Morde der dritten RAF-Generation sind noch ungeklärt. Da könnte etwas gehen, sagt RAF-Experte Butz Peters.

Die Verhaftung der mutmasslichen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette diese Woche in Berlin hat Wellen geworfen. Sie ist eines der drei letzten noch gesuchten Mitglieder der dritten RAF-Generation, die insgesamt zehn Menschen ermordet haben soll.

Dritte RAF-Generation als Dunkelkammer

Nur gerade ein einziger dieser Morde sei bisher aufgeklärt,  sagt der Anwalt Butz Peters, der bereits mehrere Bücher über die linksextremistische Rote Armee Fraktion RAF verfasst hat. Der Mord am Chef der Deutschen Bank Alfred Herrhausen (1989) gehört ebenso zu den ungelösten Fällen wie jener am Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder im Jahr 1991.

Die Polizei weiss bis heute nicht, wo die RAF der dritten Generation wohnte, wie sie sich finanzierte und woher der viele Sprengstoff kam.
Autor: Butz Peters Anwalt, RAF-Experte

«Die dritte RAF-Generation lernte aus den Taten der beiden Vorgängergenerationen auch in kriminaltechnischer Hinsicht», erklärt Peters den Umstand, dass die Ermittler in diesen Fällen bisher kaum etwas wissen. Von der dritten RAF-Generation gebe es keine Fingerabdrücke und keine einzige konspirative Wohnung sei bekannt, während bei der Baader-Meinhof-Gruppe der ersten Generation in den 1970er-Jahren Dutzende solcher Wohnungen entdeckt wurden.

Klette – unerkannt ins normale Leben zurück

Die dritte Generation zeichnete sich laut Peters auch dadurch aus, dass sie sich im Gegensatz zu den beiden früheren Generationen auf eine nur ganz kleine Zahl von Mitgliedern beschränkte. Niemand habe bisher ausgepackt, die Finanzierung der Terrorzelle sei unklar, ebenso die Herkunft der eingesetzten über 200 Kilogramm Sprengstoff.

Verhaftung Daniela Klette
Legende: Bei der Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette am 27. Februar in Berlin wurde zahlreiches Material sichergestellt. Die 65-Jährige, die 30 Jahre lange untergetaucht war, wird des bewaffneten Raubs und versuchten Mordes verdächtigt. Keystone/EPA/Clemens Bilan

Das vorsichtige Vorgehen dürfte massgeblich dazu beigetragen haben, dass Daniela Klette nach achtjähriger Aktivität für die RAF im Untergrund weitere drei Jahrzehnte unter anderer Identität unentdeckt bleiben konnte. Als Claudia Ivone mit italienischen Papieren. Eine normale Frau, die gut im Quartier in Berlin-Kreuzberg verankert war, Mathematik-Stunden gab, tanzen ging und vor über zehn Jahren sogar einen Facebook-Account einrichtete –obwohl Plakate von ihr als Zwanzigjährige in der ganzen Bundesrepublik an Bahnhöfen hingen.

Wird Klette auspacken?

Klette werde nun entscheiden müssen, ob, was und wie viel sie im Rahmen der Kronzeugenregelung für eine Strafmilderung preisgeben wolle, schätzt Peter. Möglich sei, dass sie ebenso eisern schweige wie die anderen beiden verhafteten Frauen der dritten RAF-Generation, Eva Haule und Birgit Hogefeld.

Kriegswaffen gefunden – Fahndung intensiviert

Box aufklappen Box zuklappen

Deutsche Ermittler haben im Wohnhaus der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin unter anderem Sprengmittel, mehrere Waffen und eine Panzerfaustgranate gefunden. Darunter seien ein Kalaschnikow-Sturmgewehr (AK-47), eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition, teilte das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen mit.

Experten transportierten die Granate und Sprengmittel mithilfe einer speziellen Technik ab, hiess es weiter. Die gefährlichen Funde seien an einem gesicherten Ort unschädlich gemacht worden. Die Polizei hatte zuvor die Wohnung und das Haus geräumt. Sie evakuierten zeitweise auch Menschen in einem gegenüberliegenden Gebäude und sperrten die Sebastianstrasse in Berlin teilweise ab. Mittlerweile konnten die Bewohnerinnen und Bewohner wieder zurück in ihre Wohnungen.

Laut den Behörden halten sich die früheren deutschen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg vermutlich in Berlin auf. Das LKA intensivierte nach eigenen Angaben die Fahndungsmassnahmen in und um Berlin und geht aufgrund der Waffen- und Sprengmittelfunde von einem Gefährdungspotenzial für die Bevölkerung aus.

Möglicherweise liefere Klette aber auch Informationen wie die acht in der DDR gefassten RAF-Aussteiger der zweiten Generation, über welche über 2000 Seiten aufschlussreiche Vernehmungsprotokolle existierten. 

Hoffen auf viele Hinweise

Nach Angaben der Polizei wird weiterhin nach RAF-Mitgliedern und Komplizen gefahndet. Es geht in erster Linie um Burkhard Garweg und Ernst-Volker Wilhelm Staub, die letzten beiden ehemaligen RAF-Mitglieder, die noch flüchtig sind. Ob es sich bei der am gleichen Tag wie Klette verhafteten Person um einen der beiden  Männer handelt, ist noch nicht bekannt.

Daniela Klette.
Legende: Burkhard Garweg, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette (v.l.) werden zur dritten RAF-Generation gezählt. Keystone/BKA

Die Chancen, dass Garweg und Staub gefasst werden, seien in diesen Tagen so gross wie noch nie, schätzt Peters. Die Fotos würden laufend in den Medien gezeigt und die Aufmerksamkeitswert sei riesig: «Gut denkbar, dass sie doch noch erkannt werden, weil ein Nachbar zum Schluss kommt, dass es einer der Gesuchten sein könnte.» Mit einer Reihe von Hinweisen sei auf jeden Fall in den nächsten Tagen zu rechnen.

SRF 4 News aktuell, 29.02.2024, 06:20 Uhr;

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel