In Iran ist nach Angaben des Generalstaatsanwalts die Sittenpolizei aufgelöst worden, die bislang hauptsächlich für die Einhaltung der Kleidungsvorschriften von Frauen zuständig war.
«Die Sittenpolizei wurde aufgelöst, aber die Justizbehörde wird sich weiterhin mit dieser gesellschaftlichen Herausforderung auseinandersetzen», zitierte die Tageszeitung «Shargh» den Generalstaatsanwalt Mohammed-Dschafar Montaseri. Weitere Details zu den Umständen und der Umsetzung der Auflösung gab es nicht.
Kopftuchzwang bleibt wohl bestehen
Kritiker der politischen Führung reagierten verhalten auf die Ankündigung. Das Problem sei nicht die Sittenpolizei, sondern die Aufhebung des Kopftuchzwangs, schrieb ein iranischer Aktivist auf Twitter. «Frauen müssen überall ohne Kopftuch verkehren können», forderte er. Und dies sei «nur der erste Schritt.»
Beobachtern zufolge würde die Auflösung der Sittenpolizei zwar kein Ende des Kopftuchzwangs für Frauen bedeuten, trotzdem aber einen wichtigen Teilerfolg der Frauenbewegung in Iran darstellen.
Landesweite Proteste seit zweieinhalb Monaten
Die Sittenpolizei war der Auslöser der seit mehr als zwei Monaten andauernden systemkritischen Aufstände im Land. Mitte September verhafteten die islamischen Sittenwächter die 22-jährige Mahsa Amini. Unter ihrem Kopftuch sollen ein paar Haarsträhnen hervorgeschaut haben.
Hunderte tot, Tausende verhaftet
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Seit Beginn der aktuellen Proteste Mitte September wurden in Iran nach Einschätzung von Menschenrechtlern rund 470 Demonstranten getötet, darunter 64 Kinder. Zudem sollen 60 Sicherheitskräfte ums Leben gekommen sein. Die offiziellen iranischen Angaben diesbezüglich sind widersprüchlich. Der Sicherheitsrat spricht von 200, ein Kommandant der Revolutionsgarden von 300 Toten. Ausserdem wurden in den vergangenen mehr als zwei Monaten Tausende verhaftet, unter ihnen Studenten, Journalisten, Sportler sowie Künstler. Einige Demonstranten wurden von Revolutionsgerichten auch bereits zum Tode verurteilt. Auch nächste Woche sind landesweit weitere Proteste geplant, laut Oppositionskreisen sollen auch Streiks ausgerufen werden.
Amini starb wenige Tage später im Gewahrsam der Sittenpolizei. Seitdem protestieren in Iran Menschen gegen das islamische System und dessen Gesetze und Vorschriften.
Seit dem Ausbruch der Proteste werden der Kopftuchzwang und die islamischen Kleidervorschriften von vielen Frauen, besonders in Grossstädten, zunehmend ignoriert.
Strenge Kleidervorschriften für Frauen
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Laut islamischen Gesetzen müssen Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen, um Haare und Körperkonturen zu verhüllen. Dieses Gesetz ist seit über 40 Jahren Teil der gesellschaftspolitischen Doktrin des islamischen Systems – um, wie es heisst, «Land und Volk vor der westlichen Kulturinvasion zu retten».
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