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Ende der Weltklimakonferenz Klimagipfel ohne Beschluss zu Exitplan für Kohle, Öl und Gas

  • Trotz Verhandlungen durch die Nacht hat sich die Weltklimakonferenz in Brasilien nicht darauf einigen können, einen verbindlichen Plan für eine Abkehr von Öl, Kohle und Gas zu erarbeiten.
  • Die rund 200 Länder vereinbarten in Belém lediglich eine freiwillige Initiative, um die Klimaschutz-Anstrengungen der Staaten zu beschleunigen.

Im zentralen Abschlussdokument ist nicht die Rede von fossilen Energieträgern, auch Öl, Kohle und Gas werden nicht explizit genannt – ausser im Begriff «Treibhausgase».

Beschlossen wurde, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen an ärmere Länder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung deutlich erhöhen. Konkret ist von einer Verdreifachung bis 2035 die Rede. Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam kritisierte indes, dass «kein Basisjahr für die Verdreifachung und kein konkreter Betrag» genannt wird. Der Betrag dürfte deutlich unter den von den Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar liegen.

Bruchlandung für Brasilien

Für ein handfesteres Ziel eines Fahrplans zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas hatte sich ein breites Bündnis aus rund 80 Staaten eingesetzt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Schon bei der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Dubai hatte die Weltgemeinschaft eine Abkehr von diesen fossilen Brennstoffen beschlossen – wann und wie dies geschehen soll, wurde nun anders als erhofft in Belém nicht präzisiert.

UNO-Chef Guterres warnt vor gefährlicher Lücke

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UNO-Generalsekretär António Guterres bewertet die Ergebnisse der Klimakonferenz COP30 als wichtigen Fortschritt, warnt jedoch vor erheblichen Lücken im globalen Klimaschutz. Trotz geopolitischer Spannungen sei ein Konsens erzielt worden, doch die Beschlüsse reichen nicht aus, um einen weiteren Temperaturanstieg und irreversible Kipppunkte zu vermeiden.

Guterres betont, dass die Begrenzung der Erderwärmung auf 1.5 Grad das Ziel bleiben müsse. Dazu seien tiefgreifende Emissionssenkungen und der Übergang von fossilen Energien nötig. Er fordert mehr Finanzhilfen für Entwicklungsländer zur Emissionsminderung und Anpassung. Guterres appelliert an Aktivisten und Delegationen, nicht aufzugeben, und verspricht, weiter für grössere Ambitionen und Solidarität zu kämpfen.

Für Brasilien ist das Ergebnis eine Bauchlandung. Noch zum Konferenzauftakt zu Beginn der vergangenen Woche hatte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärt, gebraucht würden Fahrpläne, die es der Menschheit ermöglichten, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden sowie die Entwaldung zu stoppen und umzukehren. Damit hatte er bei vielen Gipfelteilnehmern hohe Erwartungen geweckt.

Eine nachdenkliche Person sitzt auf einem Konferenzstuhl, umgeben von anderen Personen.
Legende: André Corrêa do Lago, Präsident der diesjährigen Weltklimakonferenz, vor Beginn einer Plenarsitzung im Grübeln begriffen. Keystone/ FERNANDO LLANO

Der von Brasilien bewusst symbolisch ausgewählte Konferenzort am Rande des fürs Weltklima wichtigen Amazonas wurde zwar vielfach beschworen – doch auch einen konkreten «Waldaktionsplan», um die Zerstörung von Wäldern einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.

Was die Gastgeber vorweisen können, ist ein neuer Fonds zum Schutz des Regenwalds, für den Deutschland eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereitstellt. Länder, die ihre Wälder erhalten, sollen nach dem neuartigen Modell belohnt werden. Umgekehrt sollen sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen.

1.5-Grad-Limit wird befristet überschritten

Schnelles Handeln ist angesichts der eskalierenden Klimakrise nötig. Denn beim Verbrennen von Öl, Gas und Kohle entstehen die meisten klimaschädlichen Treibhausgase, die dafür sorgen, dass sich der Planet immer mehr aufheizt. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen waren die vergangenen zehn.

Inzwischen geht die Wissenschaft davon aus, dass die im Pariser Klimaabkommen angestrebte maximale Erderwärmung von 1.5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mindestens befristet überschritten wird, und zwar schon spätestens zu Beginn der 2030er-Jahre. Die drastischen Folgen wären mehr und heftigere Stürme, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen.

SRF 4 News, 22.11.2025, 17.30 Uhr ; 

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