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Bundesrat Rösti im Interview Klimakonferenz in Belém: Welche Rolle spielt die Schweiz?

Der Umweltminister, Albert Rösti, war zwei Tage an der Klimakonferenz in Belém. Im Interview erklärt er, welche Rolle die Schweiz dort spielt und welche Massnahmen zur CO₂-Reduktion im Ausland unterstützt werden.

Albert Rösti

Bundesrat

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Albert Rösti ist seit 2023 Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). Er wurde 1967 geboren, studierte Agronomie an der ETH Zürich, erlangte 1997 den Doktortitel und machte 2001 und 2002 einen Master of Business Administration (MBA) an der Universität Rochester in den USA. Rösti war seit 2011 Nationalrat für den Kanton Bern und von 2016 bis 2020 Parteipräsident der SVP Schweiz.

SRF News: Ein zentraler Punkt an der Klimakonferenz ist ein Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien. Die Schweiz unterstützt dieses Ziel. Sie war aber nicht von Beginn an führend mit dabei. Warum nicht?

Albert Rösti: Es gibt viele Initiativen, bei denen man mitmachen kann. Aber die Schweiz ist grundsätzlich dafür. Wir haben sogar unseren eigenen Fahrplan, der von der Bevölkerung gutgeheissen wurde. Gemäss Klimaschutzgesetz reduzieren wir den Treibhausgasausstoss bis 2030 um 50 Prozent und bis 2050 um 100 Prozent.

Sie kamen am Donnerstag in Belém an. Andere Umweltminister sind seit einer Woche hier. Warum kamen Sie nicht früher?

Andere Länder haben einen spezifischen Umweltminister. Wir sind sieben Minister in der Schweiz und ich habe vier verschiedene Hüte auf. Ich muss am Mittwoch an die Bundesratssitzung. Ich habe hier aber ein kleines, sehr effizientes Experten-Team unter der Leitung von Umweltbotschafter Felix Wertli.

Und für die Grösse unseres Landes haben wir doch einen erheblichen Einfluss, weil wir sechs Länder einer Gruppe vertreten. So konnte ich vorhin im Plenum auch bereits an dritter Stelle sprechen.

Die Schweiz setzte sich dieses Jahr, zusammen mit anderen Staaten, dafür ein, CO₂-Reduktionen im Ausland zu initiieren und sich diese dann zu Hause anrechnen zu lassen. Lassen wir andere für uns die Arbeit am Klimaschutz machen?

Nein, das ist verkürzt dargestellt. In der Schweiz sind die einfachsten Massnahmen zur CO₂-Reduktion bereits gemacht.

Wir können im Ausland mit dem gleichen Geld viel mehr CO₂ reduzieren.

Wir können im Ausland mit dem gleichen Geld viel mehr CO₂ reduzieren. Mittlerweile haben wir mit 17 Ländern Verträge. Dort unterstützen wir Massnahmen, wie etwa die, Elektrifizierung oder die Modernisierung mit neuen Energien. So können wir heute teure Reduktionsmassnahmen in der Schweiz, die später allenfalls billiger sind, verschieben. Das ist eine Win-Win-Situation.

Die Reduktionsprojekte kommen kaum voran oder werden teurer. Und damit – das hat auch der Vizedirektor des Bundesamtes für Umwelt kürzlich gesagt – wird die Schweiz ihre Klimaziele bis 2030 massiv verfehlen.

Die Frage ist, welche Projekte wir umsetzen und finanzieren können. Die bilateralen Klimaschutzabkommen dazu werden erst nach und nach abgeschlossen. Ich konnte eben zwei weitere Verträge mit Ländern unterzeichnen. Wir haben auch schon über 20 Projekte und dort werden wir massiv CO₂ einsparen können. Ob wir die Klimaziele letztlich erreichen, das werden Bundesrat und Parlament in Abwägung der verfügbaren Finanzen entscheiden. Der Klimaschutz steht da halt auch in Konkurrenz zur Armee oder zur Finanzierung der Sozialpolitik.

Es geht um viel Geld. Wenn man zusätzliche Zertifikate kaufen würde, um das Ziel bis 2030 doch noch zu erreichen, würde das – Stand heute – jedes Jahr 400 Millionen Franken kosten.

Ja, ich glaube, die Zielerreichung der Schweiz bringt nur etwas, wenn wirklich auch alle anderen Länder mitmachen. Wenn das der Fall ist, steigen auch die weltweiten CO₂-Preise und dann sind solche Massnahmen wettbewerbsfähig und finanzierbar. Aber wenn wir wie heute feststellen, dass viele Länder nicht die nötige Ambition haben, dann wird das schwierig. Dann macht es auch keinen Sinn, dass die Schweiz vorangeht, weil wir mit unserem Ausstoss das Klima letztlich nicht beeinflussen.

Das Gespräch führte Christian von Burg.

Echo der Zeit, 21.11.2025, 18:00 Uhr ; 

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