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Energiepolitik Belgien verschiebt seinen Atomausstieg um zehn Jahre

  • Belgien will den Atomausstieg um zehn Jahre verschieben. Zwei Kernkraftwerke sollen so bis mindestens Ende 2035 weiterlaufen können.
  • Das bestätigte der belgische Premierminister Alexander De Croo am Freitagabend nach Beratungen der Regierung.
  • Durch die Laufzeitverlängerung soll die Energiesicherheit im Land gewährleistet werden.
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Aus dem Archiv: Belgiens Kehrtwende in Sachen Atomkraft
aus Rendez-vous vom 17.03.2022. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 52 Sekunden.

Bei der Entscheidung spielen auch der Krieg in der Ukraine und die zuletzt stark angestiegenen Energiepreise eine Rolle. Die geplante Laufzeitverlängerung muss nun noch mit dem Betreiber Engie verhandelt werden. Er hatte sich eigentlich darauf eingestellt, die Kraftwerke bis Ende 2025 abzuschalten und dürfte nun viel Geld für die Planänderung verlangen.

Umschwenken auf Plan B

De Croo betonte, dass gleichzeitig der Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigt werde. Bis 2030 soll so nach Angaben von Energieministerin Tinne Van der Straeten 30 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen und der Öl- und Gasverbrauch um 15 Prozent gesenkt werden.

Eigentlich hatte Belgien 2003 beschlossen, bis 2025 die letzten Reaktoren vom Netz zunehmen. Doch 2021 wurde laut dem Netzbetreiber Elia noch mehr als die Hälfte der verbrauchten Elektrizität durch Kernkraft produziert. Im vergangenen Jahr einigte sich die Regierung dann auf zwei Szenarien. Plan A: Ein Ausstieg bis Ende 2025 mit höheren Investitionen in neue Gaskraftwerke. Plan B: Das Weiterlaufen von zwei Reaktoren.

Atomkraft wieder salonfähig

Bis vor kurzem galt Plan B noch als unwahrscheinlich. So warnte der Betreiber Engie im Dezember, es scheine unmöglich, die Verlängerung über 2025 hinaus zu gewährleisten – allein schon wegen der umständlichen und zeitaufwendigen Gesetzesänderung. In Zeiten der russischen Aggression scheint die Atomkraft jedoch wieder salonfähig zu werden. Der Regulator AFCN befand im Januar, der Weiterbetrieb der zwei Reaktoren sei unter Auflagen sicher möglich.

Auch wenn Belgien dank eines Flüssiggas-Terminals weniger von russischem Gas abhängig ist als beispielsweise Deutschland, sind die Sorgen vor Strom- und Energieknappheit gross. Die Regierung will schnell ganz von russischem Gas loskommen. Und dann ist da noch die Energiewende mit der Notwendigkeit, Treibhausgas-Emissionen wie Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren.

Mängel bei den Reaktoren

Auch Energieministerin Tinne Van der Straeten von den Grünen, die sich bislang gesträubt hatte, stellte sich letztlich hinter den Vorschlag. «Wir haben eine Politik, die auf Erschwinglichkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit basiert», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Im Nachbarland Deutschland sorgen die derzeit noch sieben belgischen Atommeiler aus den 1970er und 80er Jahren immer wieder für Diskussionen, weil dort mehrfach Mängel, wie etwa marode Betonteile, festgestellt wurden. Mehrfach wurde deshalb gefordert, die Reaktoren stillzulegen.

SRF 4 News, 19.03.2022, 0:00 Uhr;

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