Es hört sich fragwürdig an: Sportwettkämpfe, in denen gedopt werden darf. Wie will man sportliche Resultate, die unter Einfluss von leistungsfördernden Mitteln zustande kommen, noch miteinander vergleichen?
Bis anhin war das Ziel beim Sport, mit vergleichbaren Voraussetzungen zu trainieren und sich auf eine faire Art und Weise zu messen. Dass einige dabei tricksen, ist wohl unbestritten. Doch nun sollen tatsächlich Spiele durchgeführt werden, bei denen offiziell gedopt werden darf. Stattfinden sollen sie in Las Vegas, im Mai 2026. Bei der Premiere sollen Wettkämpfe in Schwimmen, Leichtathletik und Gewichtheben stattfinden. Die Idee stammt von Aron D'Souza, einem Tech-Unternehmer aus Australien.
Deklaration zur Optimierung des Menschen
Die Idee dahinter sei, den Sport «ehrlicher» zu machen und zu ermöglichen, das «ganze Potenzial des Menschen zu erschliessen», schreiben die Organisatoren auf ihrer Website. «Enhancement» als solches heisst auf Deutsch «Verbesserung, Steigerung, Erweiterung, Optimierung», «enhanced Games» sind somit «optimierte Spiele».
Die Organisatoren publizieren auf ihrer Website auch die «Erste Deklaration der menschlichen Optimierung». Sie enthält nach der Einleitung 10 Artikel und ist offenbar ernst gemeint. «Wir anerkennen, dass die Menschheit ihren grössten Ausdruck nicht durch Einschränkung, sondern durch Optimierung finden wird – durch Wettbewerb, wissenschaftliche Erkenntnisse, Medizin und den menschlichen Geist.» So richtig neu scheint dies nicht, denn so war es doch schon immer, dass Wissenschaft und Medizin die Menschheit weitergebracht haben, allerdings geht es in dieser Deklaration darum, dass mit Optimierung die Einnahme leistungssteigernder Mittel gemeint ist. Was Doping mit Ehrlichkeit zu tun hat, wird (wohl bewusst) offengelassen.
Gedopte Spiele finden keinen Anklang
Die durch zugelassenes Doping erweiterten Spiele sollen gemäss der Website nichts anderes als die Zukunft des Sports aufzeigen. Man sei auf einer Mission, die «Supermenschheit durch Wissenschaft, Innovation und Sport neu zu definieren». Grossspuriger ginge kaum noch, wenn man einbezieht, dass die Idee von gedopten Wettbewerben hierzulande auf breite Ablehnung stösst.
So sagt zum Beispiel Hajo Seppelt – ARD-Experte für die Dopingproblematik – gegenüber SRF: «Es geht darum, dass man mit Mitteln, die mit Sport nichts zu tun haben und die auch noch gefährlich sein können, weiter die Grenzen des Machbaren ausloten will und dass man sich auch diejenigen, die sich für Anti-Doping stark machen, verunglimpft.» Es werde behauptet, dass man den Sport ehrlicher machen wolle, dabei gehe es nur um ein Einfallstor für noch «mehr Unehrlichkeit und noch mehr fehlende Chancengleichheit», so der Experte.
Auch Ernst König von Swiss Sport Integrity (früher Antidoping Schweiz) sieht es so. «Es ist ein Irrglaube, dass – wenn Doping für alle freigegeben wäre – alle die gleichen Voraussetzungen hätten. Es käme dann erstens darauf an, welche medizinische Betreuung sich jemand leisten kann und zweitens reagieren nicht alle Menschen gleich auf den Konsum von Doping.» Die Unterschiede seien mit Doping gar noch grösser, als bei «sauberem» Sport, dies hätten Studien gezeigt.