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Erwartungen an den Präsidenten Gebremste Biden-Euphorie: Moskau wartet ab, Peking atmet auf

China und Russland stellen sich auf das Ende der trumpschen Chaostage ein. Und auf einen alten Bekannten.

Mit der mutmasslichen Einmischung in die US-Wahlen von 2016 liess Russland zumindest Sympathien für «President Trump» durchschimmern. Irgendwo zwischen stiller Bewunderung und Nichtangriffspakt pendelte sich dann Trumps Beziehung zu seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin ein. Säbelrasseln gab es allenfalls zwischen dem Kongress und dem Kreml.

Trump mit Putin
Legende: Erst gerade sorgte ein grossangelegter Hackerangriff für Schlagzeilen – die US-Behörden machten erneut Russland dafür verantwortlich. Trump schloss sich den Vorwürfen nicht an. Keystone

Auch mit Peking verband den scheidenden US-Präsidenten eine «besondere Beziehung»: Im Riesenreich hatte er seinen besten Feind gefunden. An der Zähmung des machtbewussten Kontrahenten bemass sich Trumps Anspruch, die USA zu alter Grösse zu verhelfen. «America First» war immer auch eine Kampfansage gegen Peking.

Trump mit US-Flagge
Legende: Mit dem «China Virus», wie der abtretende US-Präsident das Coronavirus umtaufte, fand die vierjährige Fehde zwischen Trump und China ihren rhetorischen Höhepunkt. Keystone

Nun übernimmt Joe Biden das Zepter im Oval Office – und mit ihm ein Mann, der als Vizepräsident unter Barack Obama und langjähriges Mitglied des Washingtoner Polit-Establishments seine ganz eigene Geschichte mit Moskau und Peking hat. Die SRF-Korrespondenten vor Ort wagen einen Blick in die Glaskugel.

Der ideologiefreie Dealmaker Trump, der keine Vorträge über Demokratie und Menschenrechte hält, hat Russland gefallen. Das dürfte nun anders sein.
Autor: David Nauer SRF-Korrespondent in Russland

Sechs Wochen wartete Kreml-Chef Putin zu, bis er Biden als einer der letzten Staatschefs zu seinem Wahlsieg gratulierte. Kein Zufall: Denn Putin und Biden sind alte Bekannte – doch alles andere als gute Freunde, sagt David Nauer, SRF-Korrespondent in Moskau. Er erinnert sich an eine Episode, die sinnbildlich für das komplizierte Verhältnis zwischen den beiden steht.

2011 weilte Biden als US-Vizepräsident in Moskau und traf auf den damaligen russischen Premier. Der Überlieferung nach stand Biden in Putins Büro und sagte: «Ich habe in Ihre Augen geschaut, und ich denke, Sie haben keine Seele.» Putin antwortete: «Wir verstehen einander.»

Nauer interpretiert den rätselhaften, schicksalsschweren Dialog: Die Politiker trauen sich nicht recht und belauern einander. «Gleichzeitig haben sie aber auch keine Sentimentalitäten und eine realistische Einschätzung voneinander.»

Russlands Erwartungen an die USA

In China ist man sich bewusst, dass sich die Beziehungen auch unter Biden nicht von heute auf morgen verbessern werden.
Autor: Martin Aldrovandi SRF-Korrespondent in China

Tiraden aus dem Oval Office, andauernder Handelskonflikt, rigoroses Vorgehen gegen chinesische Techfirmen: Vier Jahre Trump waren für Peking ein wahres Trommelfeuer an bilateralen Zerwürfnissen. «Wirklich genug hat man hier aber von den Unsicherheiten, dem auf und ab von Trumps Politik», sagt Martin Aldrovandi, SRF-Korrespondent in Schanghai.

Im Ton dürfte Präsident Biden zwar freundlicher auftreten. Differenzen in der Sache gebe es aber auch unter ihm genug, so der Korrespondent. Peking wünsche sich schlicht mehr Stabilität und Berechenbarkeit von der neuen US-Administration.

«Gleichzeitig ist man sich hier bewusst, dass sich die Beziehungen auch unter Biden nicht von heute auf morgen verbessern werden.» Zumal auch die Demokraten Trumps harte China-Politik unterstützten.

Chinas Erwartungen an die USA

SRF 4 News, 20.01.2021, 6:45 Uhr ; 

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