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Evakuierung nahe Mount Everest Massive Schneestürme überraschen Wanderer nahe des Mount Everest

Chinesische Touristen im Hochgebirge Tibets mussten gerettet werden. Schuld ist ein plötzlicher Sturm. Der Tourismus dürfte sich verändern.

Hunderte chinesische Touristen sind in der Nähe des Mount Everest von Schneestürmen eingeschneit worden. Mindestens 350 Personen sind inzwischen von Rettungskräften in Sicherheit gebracht worden. Zu mehr als 200 weiteren Personen besteht laut Berichten inzwischen Kontakt. Wie viele Menschen sich noch im sogenannten Karma-Tal aufhalten, ist noch unklar.

Das Wetter in diesem Jahr ist nicht normal. Der Bergführer sagte, er habe so ein Wetter im Oktober noch nie erlebt.
Autor: Chen Geshuang Wanderin

Eigentlich sei ab September und Oktober die ideale Saison für Trekkings, sagt Frank Senn. Er produzierte für SRF eine vierteilige Dok-Serie über den höchsten Berg der Welt und verbrachte selbst Monate in den verschiedenen Camps am Mount Everest. Nun seien die chinesischen Touristen von den heftigen Stürmen völlig überrascht worden. «Die sind wirklich massiv gewesen und niemand hat sie erwartet.» Die betroffene Wanderin Chen Geshuang sagte: «Das Wetter in diesem Jahr ist nicht normal. Der Bergführer sagte, er habe so ein Wetter im Oktober noch nie erlebt.»

Laut Informationen des Dokfilmers haben viele Einheimische aus den umliegenden Dörfern den eingeschneiten Touristen geholfen. «Sie sind durch den Schnee gestapft, haben gespurt und geschaut, dass die Leute durch die Spuren zu den Dörfern weiter unten kommen», sagt Senn.

Es sei sicher ein sehr anstrengendes Unterfangen, denn die Sauerstoffsättigung auf 4900 Meter über Meer liege bei rund 55 Prozent. «Wenn ich schlecht akklimatisiert und nicht gut trainiert bin, dann wird das Ganze wirklich zu einer Tortur für den Körper.» Dadurch, dass sich die Touristen auf einer Hochebene befanden, geht Senn davon aus, dass die Lawinengefahr weniger ein Problem gewesen sei.

In Nepal und im indischen Bundesstaat Westbengalen richteten die Unwetter schwere Zerstörungen an, es gab zahlreiche Todesopfer. Während die Behörden in Nepal von mehr als 40 Toten sprachen, war in Westbengalen von mindestens 23 Opfern die Rede. Die betroffenen Gebiete waren von heftigen Monsunregenfällen heimgesucht worden. Allein im Bezirk Ilam im Osten Nepals seien seit am Samstag mindestens 37 Menschen durch Erdrutsche ums Leben gekommen, teilte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur mit. In anderen Landesteilen habe es Tote durch Blitzeinschläge und Sturzfluten gegeben.

Monsun verschiebt sich

Wegen der Klimaveränderungen habe sich der Monsun nach hinten verschoben, sagt der Everest-Kenner. Der Monsun bringt feuchte Luftmassen vom Indischen Ozean zum Himalaya-Gebirge. «Was sich im Walliser Bergdorf Blatten abgespielt hat, kann sich auch in Nepal abspielen», sagt Seen. Die möglichen Auswirkungen seien noch wenig erforscht. Angesichts der Dimensionen in Nepal könnten sich in den nächsten Jahren sehr grosse Katastrophen ereignen.

Durch die Verschiebung des Monsuns sei die Situation unberechenbarer geworden, sagt der Everest-Kenner. «Eigentlich wäre jetzt schon die Zeit für solche Trekkings.» Es sei eine Herausforderung, mit diesem Wandel umzugehen. Vermutlich würden solche Touren weiter nach hinten verschoben, auf Oktober oder Mitte Oktober. Das sei nicht nur ein Problem rund um den Everest, sondern generell im asiatischen Raum oder in Nepal.

SRF 4 News, 06.10.2025, 16:45 Uhr ; 

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