Mit Gebetsrufen von den Minaretten der Hagia Sophia hat in Istanbul das erste Freitagsgebet seit der Umwandlung des ehemaligen Museums in eine Moschee begonnen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, weitere hochrangige türkische Politiker und zahlreiche Gläubige versammelten sich in und um die Hagia Sophia zum Gebet.
Mehrere Hundert geladene Gäste versammelten sich in der berühmten Hagia Sophia. Erdogan und etliche seiner Minister knieten auf blauen Teppichen zu Beginn der Zeremonie, die die Rückgabe des Museums an die muslimischen Gläubigen markierte.
Durch das Meisterwerk der byzantinischen Baukunst hallten die Stimmen der in weisse Roben gekleideten Geistlichen, die den Koran rezitierten. Ein Bildnis der Mutter Gottes und Jesu, die auf die betenden Muslime herabgeblickt hätten, war mit weissem Stoff verhängt.
Draussen auf dem Sultanahmet-Platz drängten sich Tausende. Viele hatten dort die Nacht im Freien verbracht, um den historischen Moment nicht zu verpassen. Ein grosses Polizeiaufgebot sorgte für Sicherheit. Wer es durch die Sicherheitsschleusen geschafft hatte, liess sich auf Matten vor der Hagia Sophia zum Gebet nieder. Dort waren ein grosser Bildschirm und Lautsprecher aufgebaut, die die Geschehnisse aus dem Inneren übertrugen.
1934 hatte der Staatsgründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, die damalige Moschee zum Museum erklärt. Vor zwei Wochen befand jedoch ein höchstes Gericht, dass diese Umwandlung unrechtmässig gewesen sei. Erdogan erklärte umgehend, dass die Hagia Sophia wieder eine Moschee werden und an diesem Freitag die ersten Freitagsgebete abgehalten werden sollten. Die Entscheidung, das Unesco-Weltkulturerbe wieder zur Moschee zu machen, stiess international auf Kritik.
Die Geschichte der Hagia Sophia
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Die fast 1500 Jahre alte Hagia Sophia ist ein Wahrzeichen Istanbuls und gehört wohl zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Welt. Ein Blick in die Geschichte des Kuppelbaus:
6. Jh.: Die Hagia Sophia wird ab dem Jahr 532 in nur knapp 6 Jahren im damaligen Konstantinopel, der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, erbaut.
558: Die Kuppel der Kirche wird bei einem Erdbeben teilweise zerstört und 562 wieder errichtet. Zwei weitere Male nimmt sie Schaden, wird aber wieder aufgebaut.
1204: Die Kirche wird von Venezianern und Kreuzfahrern geplündert.
1453: Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wandelt Mehmet II. die Hagia Sophia zur Moschee um. Es wird unter anderem ein Minarett aus Holz ergänzt, das heute nicht mehr steht. Die vier noch existierenden Minarette werden bis zum 16. Jahrhundert gebaut.
1934: Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk wird das Gebäude mithilfe eines Beschlusses des Ministerrates säkularisiert.
1935: Die Hagia Sophia öffnet als Museum.
1985: Die Unesco erklärt die Hagia Sophia als Teil der historischen Altstadt Istanbuls zum Weltkulturerbe.
10.07.2020: Das Oberste Verwaltungsgerichts in Ankara annulliert den Status als Museum. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ordnet die Öffnung zum islamischen Gebet an.
24.07.2020: Die Hagia Sophia eröffnet mit dem muslimischen Freitagsgebet offiziell als Moschee.
Die Hagia Sophia war 2019 mit über 3.7 Millionen Besuchern die grösste Touristenattraktion der Türkei.
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