- Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bei einem Besuch im Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz tief betroffen gezeigt und rasche Hilfe versprochen.
- Nach den verheerenden Unwettern im Westen Deutschlands hat sich die Opferzahl in den Katastrophengebieten auf fast 160 erhöht.
- Während sich die Lage im Westen des Landes beruhigt hat, haben starke Regenfälle in Bayern und Sachsen zu Überflutungen geführt.
Während sich die Fluten aus vielen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zurückgezogen haben, sorgten in der Nacht starke Regenfälle und Gewitter, insbesondere im Osten von Bayern und Sachsen, für neue Überflutungen und Erdrutsche. Sie hatten zwar nicht die Ausmasse wie im Westen – doch ist die Lage in Bayern weiterhin angespannt.
Im besonders betroffenen oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land gilt weiterhin der Katastrophenfall. Zahlreiche Häuser wurden evakuiert. Nach Prognosen des Deutschen Wetterdienstes sollte es im Alpenraum bis in die Nacht zum Montag weiter regnen. Dadurch drohen laut Hochwasserdienst auch in anderen Regionen in Bayern Überschwemmungen, etwa in Passau. Extreme Sturzfluten in einigen Regionen schliessen die Meteorologen nicht aus.
Merkel besucht Hochwasseropfer
Am Sonntag traf Bundeskanzlerin Angela Merkel in Rheinland-Pfalz ein und machte sich ein Bild der Lage. Sie sei gekommen, um sich ein reales Bild von der surrealen, «gespenstischen Situation» vor Ort zu verschaffen, sagte Merkel. «Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die hier angerichtet ist.»
Schuld im Ahrtal und auch das knapp zehn Kilometer entfernte Adenau waren von Wasser-, Schlamm- und Trümmermassen erfasst worden. Beim Rundgang in Schuld tröstete die Kanzlerin den weinenden Bürgermeister Helmut Lussi.
Schnelle Hilfe zugesagt
Auf der Pressekonferenz sagte Merkel, Deutschland sei ein starkes Land und könne sich kurz- und mittelfristige Hilfen leisten. «Wir stehen an Ihrer Seite, Bund und Land». Bund und Land würden Hand in Hand arbeiten, «um die Welt wieder Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen in dieser wunderschönen Gegend».
Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für die Verwüstung, die hier angerichtet ist.
Am kommenden Mittwoch werde die Bundesregierung ein Programm verabschieden für schnelle Hilfen, mittelfristige Aufgaben und zur Wiederherstellung der Infrastruktur, versicherte Merkel. Es gehe darum, schnell zu handeln, aber mit langem Atem.
Zuvor hatte bereits Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) Soforthilfen in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt. «Es braucht einen nationalen Kraftakt», sagte er der «Bild am Sonntag». Am Mittwoch wolle der Vizekanzler im Kabinett zwei Dinge auf den Tisch legen: «Erstens eine Soforthilfe, bei der letzten Flut waren dafür deutlich mehr als 300 Millionen Euro nötig. Da wird jetzt sicher wieder so viel gebraucht», erläuterte Scholz.
«Zweitens müssen wir die Grundlage für ein Aufbauprogramm schaffen, damit die zerstörten Häuser, Strassen und Brücken zügig repariert werden. Wie wir von der vorherigen Katastrophe wissen, geht es um Milliarden Euro.»
Suche nach Vermissten läuft im Westen weiter
Derweil wird nach den Fluten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in den Trümmern weiter nach Todesopfern und Verletzten gesucht. Das Strom- und Telefonnetz ist auch am Sonntag in vielen Orten noch ausgefallen. Frei liegende Stromleitungen gefährdeten die Menschen, warnt die Polizei. Eine Vielzahl von Strassen sei nicht befahrbar. Die Bundeswehr hilft mit Panzern beim Aufräumen. Noch scheint eine Rückkehr zur Normalität in weiter Ferne zu liegen.