Der Grasshopper Club war einst der Nobel-Fussballclub der Schweiz. Er war tief verbunden mit der lokalen Wirtschaftselite und dem Zürcher Freisinn. Doch das alles ist längst Vergangenheit. Zürich wurde globaler und damit auch GC.
Zuerst investierten in den letzten vier Jahren die Besitzer aus China rund 50 Millionen Franken in den Traditionsverein. Seit letzten Mittwoch sind die Zürcher nun in US-amerikanischen Händen.
GC ist damit nicht allein in der obersten Schweizer Fussballliga: Lugano gehört den Chicago Fire, ebenfalls ein Verein aus der Major Soccer League in den USA. Und Lausanne ist im Besitz des globalen Chemieunternehmens Ineos, dem auch das französische Spitzenteam Nizza gehört.
Attraktiv für die Besitzer
Das Engagement von ausländischen Investoren im Schweizer Fussball findet der CEO der Swiss Football League gut. «Wir sind zufrieden, wie es in Lugano und Lausanne läuft», sagt Claudius Schäfer. Und auch die Übernahme von GC durch die Amerikaner sei «eine gute Sache».
Die MCO-Besitzerkonstrukte ergäben Sinn, sagt Peter Knäbel, ehemaliger Sportvorstand des deutschen Clubs Schalke 04 und SRF-Fussballexperte: «Man hat in verschiedenen Märkten einen Fuss in der Tür.» Ausserdem könne der Besitzer so von viel mehr Spielern Daten erheben und so den Kaderwert der Mannschaften weiter entwickeln.
Zudem könnten die Spieler zwischen den verschiedenen eigenen Vereinen wechseln oder hin und her geschoben werden. Das kann, wenn klug geplant, den Marktwert eines Spielers oder Clubs verbessern.
Wirtschaftliche und sportliche Möglichkeiten
Ob ein MCO auch wirtschaftlich erfolgreich ist, komme auf die Ausrichtung der Eigentümer an, so Knäbel weiter. Bei den Investoren aus Abu Dhabi spielt die Wirtschaftlichkeit eine untergeordnete Rolle. Dort geht es eher um den Imagegewinn in der westlichen Welt.
Auch bei den GC-Investoren aus den USA stünden weniger die wirtschaftlichen Anreize im Vordergrund, als vielmehr die sportlichen Möglichkeiten, so Knäbel.
Dass die Amerikaner aus Los Angeles bei GC eingestiegen sind, sei kein Zufall, sagt Claudius Schäfer, CEO der Swiss Football League und Vizepräsident der European League, der Vereinigung der verschiedenen Ligen in Europa. Schon heute seien weltweit 250 bis 300 Clubs in MCOs organisiert. «In Zukunft werden es noch mehr sein», so Schäfer.
Ein Gewinn für das fussballerische Niveau?
Wegen dieser neuen Konstrukte müssen auch die Reglemente angepasst werden: Bis jetzt dürfen zum Beispiel in einem europäischen Wettbewerb wie der Champions League nicht zwei Clubs spielen, die zur gleichen MCO gehören.
Diese Regeln müssten angepasst werden, doch müsse dabei die Integrität des Wettbewerbs sichergestellt sein, so Schäfer. «Das ist der Kern des Fussballs.» Diese Integrität soll hauptsächlich in den europäischen Wettbewerben geschützt werden. In der Schweizer Liga ist das bisher kein Problem. Da gibt es keine Clubs, die den gleichen Besitzer haben.
Wird das Geld der ausländischen Investoren in der Schweiz sinnvoll eingesetzt, kann das dem sportlichen Niveau der Super League neuen Schub geben. Und vielleicht erhält GC mit dem Geld aus den USA den Glanz alter Zürcher Zeiten zurück.