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Gas nur noch gegen Rubel Putin will sich Gaslieferungen künftig in Rubel bezahlen lassen

Als Reaktion auf die Sanktionen macht Russland dem Westen Auflagen: Gaslieferungen sollen nun in Rubel bezahlt werden.

Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland führen zu weiteren Konsequenzen. Die Lieferungen von Gas sollen künftig in Rubel abgerechnet werden und nicht mehr in Euro oder Dollar. Das hat der russische Präsident Wladimir Putin angeordnet.

Russland ist vom westlichen Kapitalmarkt zum Teil abgeschnitten, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch erklärt. Das Land hat Schwierigkeiten, Währungen wie Euro oder Dollar umzutauschen. Deshalb verlangt die Regierung, dass die Lieferungen von Gas neu in Rubel bezahlt werden sollen. Die Händler müssen sich nun anpassen, insbesondere die Lieferverträge.

Die Anweisung sei aussergewöhnlich, sagt Rentsch. Denn normalerweise würden Rohstoffe wie Erdgas in Dollar oder anderen westlichen Währungen abgewickelt.

Westliche Staaten müssen Rubel beschaffen

Die Händler müssen sich jetzt anpassen, insbesondere bei den Lieferverträgen. Auch der Energiekonzern Gazprom ist angehalten worden, die Verträge entsprechend zu ändern.

Die grösste Schwierigkeit besteht laut Rentsch darin, dass der Rubel stark schwankt. Die russische Währung verlor seit Kriegsbeginn in der Ukraine massiv an Wert. Das zweite Problem sei die Verfügbarkeit von Rubel. Die Ankündigung bedeute, dass sich die westlichen Staaten Rubel beschaffen müssen, damit sie die Lieferungen bezahlen können. Diese zusätzliche Nachfrage soll den Rubel weiter stützen – so das Kalkül in Moskau.

Die russische Zentralbank erhält nun eine Woche Zeit, ein entsprechendes Zahlungssystem aufzubauen. Betroffen sind laut Ansicht Moskaus Gaslieferungen in «unfreundliche Staaten», die Sanktionen gegen russische Firmen und Individuen verhängt haben. Darunter sind die USA, die Mitglieder der EU, Grossbritannien, Japan, Kanada, Norwegen, Singapur, Südkorea, die Ukraine und auch die Schweiz.

«Eskalation des Wirtschaftskrieges»

Vor allem die EU ist stark abhängig von russischen Öl- und Gaslieferungen und zögert deswegen mit einem Energie-Boykott. Die deutsche Regierung hat mehrfach erklärt, diesen Schritt nicht gehen zu wollen.

Jens Südekum, Professor am Institut für Wettbewerbsökonomie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, spricht sogar von einer Zuspitzung. «Das ist eine Eskalation des Wirtschaftskrieges», sagt er. «Diese Breitseite haben nicht viele erwartet.»

Für Südekum stellt dies einen klaren Vertragsbruch dar. «Für Gaslieferungen gibt es langfristige Verträge, die auf Dollar lauten. Wenn Putin jetzt erklärt, er akzeptiere nur noch Rubel, bricht er diese Verträge.» In irgendeiner Form werde der Westen nun reagieren müssen. Für Südekum ist ein Embargo von Energie-Importen aus Russland wahrscheinlicher geworden.

SRF 4 News, 23.03.2022, 16.00 Uhr ; 

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