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Krakau kann wieder atmen
Aus Rendez-vous vom 01.12.2023. Bild: Keystone/Lukasz Gagulsk
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Gefährlicher Smog in Polen Weniger dreckige Winterluft: Krakau atmet auf

In kaum einem anderen Land der Europäischen Union ist die Winterluft so dreckig wie in Polen. Doch es gibt Fortschritte.

Der Smog in Polen tötet. «Jedes Jahr sterben hierzulande 40'000 Menschen einen frühzeitigen Tod, weil sie verschmutzte Luft atmen», sagt Anna Dworakowska von Polish Smog Alert. Die Organisation aus Krakau setzt sich seit mehr als zehn Jahren in ganz Polen für bessere Luft ein.

In Krakau, der zweitgrössten Stadt des Landes, war das Problem mit der dreckigen Luft besonders gross.

Mit dem Beginn der Heizsaison legte sich jeweils ein Schleier aus Staub über die prächtigen Fassaden der alten Königsstadt. Und der Kohlestaub setzte sich fest in den Lungen der Bewohnerinnen und Bewohner.

Seziert man die Leiche eines Patienten, findet man unweigerlich Kohlestaub in der Lunge und den Lymphknoten.
Autor: Grzegorz Pensionierter Gerichtsmediziner

Grzegorz, ein pensionierter Gerichtsmediziner, den wir zufällig auf dem prächtigen Marktplatz treffen, sagt: «Seziert man die Leiche eines Patienten, der sein Leben lang hier in Krakau gelebt hat, findet man unweigerlich Kohlestaub in der Lunge und den Lymphknoten.»

Nur noch einen statt vier Monate Smog

Doch das ändert sich gerade. Innerhalb weniger Jahre sei die Luft in Krakau deutlich besser geworden, sagt die Expertin von Smog Alert. «Die Zahl der Smogtage in Krakau ist von 120 auf 30 bis 40 Tage im Jahr gesunken.»

Rauchsäulen über Dächern
Legende: Rauch steigt aus Schornsteinen in Krakau auf. Polen ist eines der am stärksten verschmutzten Länder in der EU. Beata Zawrzel/Imago

Das sei ein Riesenfortschritt, findet Anna, die auf einem Spielplatz ihrer kleinen Tochter beim Klettern zusieht. «Noch vor zwei Jahren war es hier im Winter schwierig zu atmen und die Kinder mussten oft drinnen bleiben.»

Die Leute haben auch Plastikflaschen oder abgetragene Schuhe in die Öfen gesteckt.
Autor: Michal Pensionierter Bahnangestellter

Verantwortlich für die schlechte Luft in Krakau waren schon lange nicht mehr die grossen Industrieanlagen. Die Hauptquelle der Luftverschmutzung waren die Zehntausende kleiner Öfen, mit denen ältere Wohnungen geheizt wurden – mit Kohle, Holz oder Abfällen.

«Kohle ging ja noch. Aber die Leute haben auch Plastikflaschen oder abgetragene Schuhe in die Öfen gesteckt», erinnert sich Michal, ein pensionierter Bähnler.

Verbot von Kohleöfen

Heute sind die kleinen Kohleöfen in Krakau verboten. «Das ist der Hauptgrund für die bessere Luft hier», sagt Anna Dworakowska von Smog Alert.

Feinstaub PM10 durch Heizen

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PM10 steht für Feinstaub mit einem Durchmesser von 10 µm oder weniger. PM10 werden hauptsächlich durch die Verbrennung fester Brennstoffe für Heizzwecke in Haushalten emittiert, aber auch Industrie, Landwirtschaft und Strassenverkehr sind wichtige Quellen. Einige stammen auch aus natürlichen Quellen wie Meersalz, Saharastaub oder Vulkanen.

Durchsetzbar war das Verbot von Kohleöfen in Krakau nur, weil die Zentralregierung in Warschau in den letzten Jahren Milliarden Franken investiert hat, um die alten Öfen zu ersetzen. Ärmere Polen kamen gratis zu einer neuen, saubereren Heizung.

Rund um Krakau heizen Kohleöfen weiter ein

Ein Erfolg, findet Dworakowska. Aber es bleibe noch viel zu tun. «Noch immer sind in Polen rund drei Millionen kleiner Kohleöfen im Einsatz», schätzt die Anti-Smog-Aktivistin. «Und nur wenn wir auch die loswerden, wird die Luft in Polen endlich europäischen Standards entsprechen.»

Auch Krakau würde davon profitieren. In den Dörfern rund um die Stadt wird nämlich noch immer mit Kohleöfen geheizt. Und an Dutzenden Wintertagen bläst der Wind noch immer Kohlestaub in die Stadt.

Rendez-vous, 01.12.2023, 12:30 Uhr

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