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Boris Johnson: «Shit or bust»
Aus News-Clip vom 06.09.2019.
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Gelächter statt «Shitstorm» Boris Johnson sagt «Scheisse» – und meint es auch so

Der britische Premier hat in einer Fragestunde «unparlamentarische Sprache» benutzt. Das ist nicht verboten. Anderes hingegen schon.

Das Wort «shit» (Scheisse) ertönte am Mittwoch während der Fragestunde im ehrwürdigen Parlamentsgebäude mit den grünen Lederbänken: Boris Johnson beschrieb damit die wirtschaftliche Agenda der Labour-Opposition. Genau genommen benutzte er den Ausdruck «shit or bust», der so viel heisst wie «alles oder nichts». Doch Johnson benutzte ihn im wörtlichen Sinne.

Der Kontext machts aus

Tatsächlich verbieten die Regeln des Unterhauses den Gebrauch von Schimpfwörtern nicht generell. Es kommt jeweils auf den Kontext an – und in diesem Fall beleidigte er damit nicht direkt einen politischen Gegner.

Bruderzwist wegen Brexit-Kurs

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Bruderzwist wegen Brexit-Kurs

Boris Johnson gerät wegen seines Brexit-Kurses immer stärker unter Druck. Am Donnerstag legte sein jüngerer Bruder, Jo Johnson, sein Amt als Staatssekretär und auch sein Mandat als Parlamentsabgeordneter für die Konservativen nieder. «Ich war in den vergangenen Wochen zerrissen zwischen Loyalität zur Familie und dem nationalen Interesse – es ist eine unauflösbare Spannung», begründete Jo Johnson den Schritt. (dpa)

Dennoch handelt es sich um eine ungewöhnliche Wortwahl, die Johnson einige Lacher einbrachte. Und es war nicht die einzige Verfehlung aus dem Mund des ehemaligen Londoner Bürgermeisters: Er sprach auch den Namen des oppositionellen Labour-Chefs, Jeremy Corbyn, laut aus, und zog sich damit eine Massregelung des Speaker of the House, John Bercow, zu.

Wehe dem, der «you» sagt

Denn es ist nicht erlaubt, im Saal Namen zu nennen, geschweige denn jemanden mit «you» anzusprechen. Wer das Wort ergreift, muss sich auf die Funktion einer Person oder den Begriff «mein ehrenwerter Kollege» oder «meine ehrenwerte Kollegin» beschränken, so lautet die Etikette.

Es gibt noch weitere Anstandsregeln. So sind politische Slogans und Statements auf der Kleidung der Parlamentarier unerwünscht. Und Applaus kann der Speaker unterbrechen, wenn er den Tenor der Debatte stört.

Schlappe für Johnson-Gegner

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Ein Gericht in London hat eine Klage gegen die von Premierminister Boris Johnson verhängte Zwangspause des britischen Parlaments abgewiesen. Die Richter liessen jedoch eine Berufung am höchsten britischen Gericht zu.

Geklagt hatten unter anderem die Geschäftsfrau und Aktivistin Gina Miller und Ex-Premierminister John Major. Sie sehen in der bis zu fünf Wochen langen Sitzungsunterbrechung ein unzulässiges politisches Manöver von Johnson, um seinen Brexit-Kurs durchzudrücken.

Kuriose Regeln des britischen Parlaments



Flüche/BeleidigungenDer Speaker kann den Ministerpräsidenten zurechtweisen, Gesagtes zurückzunehmen. Verboten sind unter anderem Wörter wie Schwein, Ratte, Gossenjunge oder Winzling. Nicht geduldet werden Andeutungen zu Fehlverhalten anderer Parlamentarier, solange keine Beweise vorgelegt werden können.
ApplausApplaus kann gemäss den Regeln «den Tenor der Debatte unterbrechen». Der Speaker entscheidet, ob er eine klatschende Menge zurechtweist oder nicht.
NamenParlamentarier dürfen ihre Kollegen nicht beim Namen nennen. Für Referenzen werden Titel oder Funktion genutzt, wie «Oppositionsführer».
SmartphonesSmartphones sind seit 2011 erlaubt, müssen aber lautlos gestellt werden und dürfen nicht für Fotos oder Audioaufnahmen genützt werden. Die Regel wird allerdings nicht streng gehandhabt.
KleidungBis 1998 mussten Parlamentarier einen Zylinder aufsetzen, um ein Votum anzubringen. Dazu standen zwei Zylinder zur Verfügung. 2017 wurde dieser Brauch zusammen mit dem Trage-Obligatorium von Anzugsjacke und Krawatte abgeschafft. Die Parlamentarier werden aber angehalten, Kleidung nicht als Werbe- oder Botschaftsträger zu missbrauchen.
Die QueenDer Name der Queen darf nicht verunglimpft werden oder dazu genützt werden, eine Debatte zu beeinflussen.
Audio
Aus dem Archiv: Unterhaus macht Johnson einen Strich durch die Rechnung
aus HeuteMorgen vom 05.09.2019. Bild: Keystone/2015
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18 Kommentare

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  • Kommentar von Olaf Schulenburg  (freier Schweizer)
    Wenn ein Staatsoberhaupt so reden darf und das auch noch für gut befunden wird, wie es aus den Kommentaren zu entnehmen ist, dann dürfen auch die Jugendlichen so reden. Schliesslich sind Regierungsmitglieder Vorbilder.
  • Kommentar von Daniel Schmidlin  (Queren life)
    Ich hätte gesagt: ein Scheissparlament, das neu gewählt werden muss.
    1. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      Das Parlament wurde nach dem Brexit Votum neu gewählt. Es ist schon erschreckend, wie schnell auch Schweizer bereit sind demokratische Strukturen in Frage zu stellen, wenn das Ergebnis nicht passt.
  • Kommentar von L. Leuenberger  (L.L.)
    Was er meint ist richtig. Was er sagt genauso. Die Plakate der Demonstranten zeigen es deutlich: Stopp Brexit. Genauso die unerklärlichen Manöver des nicht mehr zurechnungsfähigen Parlaments, das weder weichen, noch harten Brexit will, genauso keine neuen Wahlen. Den Demonstranten und dem revoltierenden Parlament geht es nur um eines: den Entscheid für den Brexit zu widerrufen und einen Verbleib in der EU zu erzwingen. Da sagen viele Zuschauer heute: Shit! Demokratie ade! Scheisse!
    1. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      In einer Demokratie kann sich ein Parlament auch mal uneinig sein. Wir sind ja nicht in China mit nur einer Partei. Was Sie kritisieren ist eigentlich die gelebte parlamentarische Demokratie.
    2. Antwort von L. Leuenberger  (L.L.)
      @Koller. Im ernst...? Das britische Parlament sieht sich anscheinend nur zu einer Aufgabe ermächtigt: den Brexit zu BLOCKIEREN und einen VERBLEIB in der EU zu erzwingen. Das britische Parlament hat nicht nur eine Zwangspause verdient, sondern aussergerichtlich die Rote Karte. Ausgedient, im Sinne des Volkes. Nicht mehr glaubwürdig.
    3. Antwort von Michel Koller  (Mica)
      Das Parlament lehnte den Vertrag mehrfach ab, da sich dieser ja nicht verändert hatte. Es gehört in einer Demokratie eben dazu, Mehrheiten zu finden, zu diskutieren und wenn möglich einen Konsens zu finden. Man kann die Legislative nicht einfach umgehen, wenn einem das Resultat nicht passt. Manche sind gegen einen Brexit, einige wollen einen Weichen und wieder Andere einen harten Ausstieg. Dies vertreten sie auch, womit sie eben doch glaubwürdig sind.