- Die EU-Kommission darf Atomkraft und Gas weiterhin als klimafreundlich einstufen.
- Dies hat das Gericht der Europäischen Union entschieden, nachdem Österreich gegen diese Einstufung geklagt hat.
- Die Umweltschutzorganisation Greenpeace befürchtet, dass mit diesem Entscheid Milliarden in Gas und Atom fliessen, statt den schnellen Umstieg auf erneuerbare Energien voranzutreiben.
Die Taxonomie ist eine Art Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte. Das Klassifizierungssystem soll Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger bei nachhaltigen Geldanlagen unterstützen.
Österreich kritisiert, dass dabei Kernenergie und fossiles Gas als wesentlicher Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel eingestuft werden.
Wien warf Brüssel «Greenwashing» vor, also dass etwas als klimafreundlich gekennzeichnet wird, obwohl es das gar nicht ist. Rückenwind bekommt Österreich von Umweltorganisationen, die ebenfalls gegen die Einordnung klagten.
Gerichtsentscheid: Kein «Greenwashing»
Das EU-Gericht hatte nichts an der Einschätzung der EU-Kommission zu Kernenergie und Gas auszusetzen. Die Wirtschaftstätigkeiten gelten damit grundsätzlich als nachhaltig im Sinne der Taxonomie-Verordnung der EU.
Auch sogenannte Übergangswirtschaftstätigkeiten, für die es keine technisch und wirtschaftlich sinnvollen CO₂-armen Alternativen gibt, können nach dieser EU-Verordnung nachhaltig sein. Investitionen in Gas- oder Atomkraftwerke etwa gelten unter anderem dann als klimafreundlich, wenn diese die aktuell emissionsärmsten Technologien nutzen.
Atomenergie verursacht nahezu keine Treibhausgasemissionen
Die Luxemburger Richterinnen und Richter führten an, dass die Erzeugung von Atomenergie nahezu keine Treibhausgasemissionen verursache und dass derzeit keine ausreichenden alternativen Technologien zur Verfügung stehen, um den Energiebedarf stetig und zuverlässig zu decken.
Auch Gas könne einen Klimaschutzbeitrag leisten, stellte das Gericht fest. Hintergrund ist, dass Gaskraftwerke die noch klimaschädlicheren Kohlekraftwerke ersetzen können. Das EU-Klimasiegel sei Teil eines «schrittweisen Vorgehens, das darauf abzielt, die Treibhausgasemissionen in Etappen zu verringern und zugleich die Versorgungssicherheit zu ermöglichen», betonten die Richterinnen und Richter.
Ernüchterung bei Umweltschutzorganisation
«Ein schwarzer Tag für das Klima», sagte der Vorstand der Umweltschutzorganisation Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, nach der Entscheidung. Greenpeace führt eine Klage mit gleicher Stossrichtung vor dem Europäischen Gericht.
Gegen das Urteil kann Österreich noch vor der nächsthöheren Instanz vorgehen, dem Gerichtshof der Europäischen Union.