Das Interesse ist gross an der Dasheng-Maskenfabrik im Südwesten der Stadt: Vor dem Fabrikeingang drängen sich mehrere Dutzend chinesische und ausländische Journalisten. Die Stadtregierung von Schanghai hat zur offiziellen Besichtigung geladen.
Vor dem Betreten müssen die Journalistinnen und Journalisten kurz den Kopf hinhalten, damit Mitarbeiterinnen mit Mundschutz jedem Besucher einen Fiebermesser an die Stirn halten können. Sie notieren die Körpertemperatur auf der Liste mit den Besuchernamen.
Bloss drei Stunden Schlaf pro Nacht
Eine andere Mitarbeiterin verteilt zusätzlich Schutzhauben und Stoffüberzieher für die Schuhe. Erst dann dürfen die Besucher in die Produktionshallen.
Dort spucken die Maschinen im Halbsekundentakt Gesichtsmasken aus. Einige Arbeiterinnen und Arbeiter kontrollieren die Qualität, andere laden die grossen Papierrollen nach, aus denen die Masken hergestellt werden.
Auch der Fabrikdirektor ist hier. Wu Shengrong hat in diesen Tagen viel zu tun. Er schlafe derzeit bloss drei Stunden pro Nacht, sagt er. Denn seit der Viruskrise ist die Nachfrage nach Masken immens gestiegen. In der Tat stehen die Menschen nicht nur in Schanghai vor Apotheken Schlange.
«Wir produzieren jetzt ununterbrochen – 24 Stunden am Tag. Täten wir das nicht, könnten wir den Auftrag der Regierung nicht erfüllen», sagt Wu. Auch er selbst helfe zuweilen am Fliessband aus.
Direktor Wu kämpft mit einer besonderen Herausforderung: Die Viruskrise ereignete sich just um das chinesische Neujahr. Dann aber fahren die meisten Angestellten nach Hause in die Provinzen zu ihren Familien. In den vergangenen Tagen sei deshalb nur rund ein Zehntel der Belegschaft da gewesen, so Wu.
Doch schon in den kommenden Tagen sollten 80 bis 90 Prozent der Angestellten wieder an den Maschinen stehen. «Ich habe von niemandem gehört, der steckengeblieben ist», sagt der Fabrikdirektor.
Der Export wird vorübergehend eingestellt
Seit über 20 Jahren produziert die Fabrik Gesichtsmasken, bislang ausschliesslich für den Export. Dasheng liefert nach Nordamerika, Japan und Europa. Doch jetzt hat die Fabrik den Export vorübergehend eingestellt. Derzeit produziere man ausschliesslich für den chinesischen Markt, so Wu.
Man habe das Problem mit den internationalen Kunden besprochen und Aufträge verschoben. «Sie haben sehr gut reagiert und viel Verständnis gezeigt», betont Wu. Ihm sei klar, dass jetzt auch im Ausland die Nachfrage nach Masken stark angestiegen sei. Er plant denn auch, bis spätestens in einem Monat den Export wieder aufzunehmen.
(SRF 4 News, «RendezVous» vom 3.2.20120)