In der Nacht auf Donnerstag (Schweizer Zeit) treffen sich Xi Jinping und Donald Trump am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea. Die beiden Grossmächte waren zuletzt auf Eskalationskurs: Die USA kündigten nach Chinas verschärften Exportkontrollen (insbesondere von Seltenen Erden) zusätzliche 100-Prozent-Zölle auf chinesische Produkte an.
Nun scheint aber Entspannung in Sicht: Die wichtigsten Antworten von China-Korrespondent Samuel Emch und US-Korrespondentin Barbara Colpi.
Welche Themen sind für die USA am dringlichsten?
US-Präsident Trump strebt nach eigenen Worten ein für beide Seiten faires Handelsabkommen an, droht aber gleichzeitig mit zusätzlichen 100-Prozent-Zöllen auf chinesische Waren ab November. Trump wird von China unter anderem fordern, die Beschränkungen auf den Export von Seltenen Erden zu lockern und wieder Sojabohnen aus den USA zu importieren. Die USA sind der zweitgrösste Soja-Exporteur der Welt, doch China als wichtigster Abnehmer, hat seit Monaten praktisch keine Sojabohnen mehr aus den USA importiert. Weiter will Trump Xi Jinping für eine aktivere Rolle Chinas im Ukraine-Krieg gewinnen und seinen Einfluss auf Putin nutzen, um Friedensgespräche voranzutreiben.
Was sind aus Sicht der USA die grössten Knackpunkte für eine Einigung?
Donald Trump will einen schnellen und sichtbaren Erfolg erzielen, auch um innenpolitisch zu punkten. Besonders bei den Sojafarmern, einer bedeutenden Wählergruppe der republikanischen Partei, wächst der Unmut gegenüber Trumps Zollpolitik. Diese Farmerinnen und Farmer erwarten klare Zusagen, damit sie ihre Anbaupläne für die kommende Saison verlässlich gestalten können. Im Gegensatz dazu verfolgt China tendenziell eine langfristige Strategie und wird sich nicht von kurzfristigem Druck zu schnellen Zugeständnissen drängen lassen.
Welche Themen sind für China am dringlichsten?
Für China geht es in erster Linie darum, Einschränkungen im Halbleiterbereich zu lockern. Per Ende September haben die USA ihre Exportkontrollen erneut ausgeweitet. Seit Oktober 2023 wurden diese zunehmend verschärft. China hat deshalb keinen legalen Zugang mehr zu den technologisch führenden Mikrochips. Dass Peking nach den jüngsten Verschärfungen seinerseits den Export von Seltenen Erden und damit verbundenen Technologien massiv verschärft hat, wird gemeinhin als eine Reaktion auf die US-Einschränkungen gesehen. Zudem möchte Peking, dass die USA neue Hafengebühren für chinesische Schiffe wieder aufheben.
Was sind aus Sicht Chinas die grössten Knackpunkte?
China argumentiert bei seinen Exportbeschränkungen von Seltenen Erden, dass damit die nationale Sicherheit gewährt wird. Sprich diese Metalle sollen nicht bei der Waffenproduktion im Ausland – insbesondere den USA – eingesetzt werden können. Denn diese Waffen könnten bei einer Eskalation gegen China gerichtet werden. In den Bereichen Mikrochips und KI liefern sich die USA und China einen Wettstreit. Dieser Konkurrenzkampf macht es ausserordentlich schwierig, eine langfristige Lösung im Handelsstreit zu finden. Die Vergangenheit zeigt: Bisher gab es lediglich temporäre Entspannungen.