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Getreide für die Welt Einigung auf Getreideausfuhr aus der Ukraine

Russland und die Ukraine einigen sich mit UNO und der Türkei. Im Schwarzen Meer wird ein humanitärer Korridor zur Ausfuhr von Getreide geschaffen.

Russland und die Ukraine haben mit der UNO und der Türkei eine Lösung für die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus dem Kriegsland Ukraine vereinbart. Sowohl Russland als auch die Ukraine unterzeichneten in Istanbul getrennt voneinander entsprechende Vereinbarungen unter Vermittlung von UNO-Generalsekretär António Guterres.

Es geht um 20 Millionen Tonnen Getreide

Das Abkommen eröffne den Weg für umfangreiche kommerzielle Lebensmittelexporte aus den drei entscheidenden ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer, sagte Guterres. Er nannte die Häfen Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von «einer Einigung für die Welt». Er nannte den Tag «historisch».

Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine können immer noch rund 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine nicht exportiert werden. Die Nahrungsmittel werden jedoch vor allem in Asien und Afrika dringend benötigt. Die UNO warnte zuletzt schon vor der grössten Hungersnot seit Jahrzehnten.

«Ein Zeichen grossen Misstrauens»

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In Istanbul ist nicht ein Vertrag zwischen Russland und der Ukraine unterzeichnet worden, sondern zwei Verträge: je einer zwischen Russland und UNO sowie Türkei – und einer zhwischen der Ukraine und UNO sowie Türkei. «Es ist ein Zeichen grossen Misstrauens», sagt Thomas Seibert, Journalist in Istanbul. Sowohl Russland als auch die Ukraine hätten sich geweigert, eine Unterschrift unter ein gemeinsames Dokument zu setzen.

Als Gründe für die Deblockierung nennt Seibert die Tatsache, dass auch Russland ein grosses Interesse daran habe, Getreide zu exportieren, was jetzt einfacher möglich wird. Zudem: «Hätte Russland eine Einigung blockiert, wäre das schlecht gewesen für Russlands Ansehen im Nahen Osten oder Afrika», sagt Seibert. Es komme jetzt darauf an, wie schnell das Abkommen umgesetzt werden könne – erst dann werde sich zeigen, ob sich die angespannte Lebensmittel-Situation auf den Weltmärkten tatsächlich verbessere.

Am Dienstag hatte Russlands Machthaber Wladimir Putin mit Erdogan bei einem Treffen in der iranischen Hauptstadt Teheran über den Konflikt um das Getreide gesprochen.

Korridor durchs Schwarze Meer

Laut der UNO wurde jetzt ein humanitärer Korridor zwischen der Ukraine und dem Bosporus – der Meerenge zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer – vereinbart. Gleichzeitig soll es auch Russland erleichtert werden, wieder Getreide exportieren zu können.

Die Exporte werden von einem gemeinsamen Koordinationszentrum mit Vertretern der Vereinten Nationen, Russlands, der Ukraine sowie der Türkei in Istanbul überwacht. Ein ranghoher UNO-Funktionär nannte das Zentrum den «Herzschlag der Operation».

Schiffe werden zweimal durchsucht

Zudem einigten sich die Parteien den Angaben zufolge darauf, dass Schiffe mit dem Ziel Ukraine in Istanbul durchsucht werden, um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Ähnliches geladen haben.

Eine weitere Kontrolle solle es dann in der Türkei geben, wenn die Schiffe aus der Ukraine kommend das Schwarze Meer wieder verlassen wollen. Damit solle sichergestellt werden, dass ausschliesslich Getreide an Bord ist. Das war eine Bedingung Russlands.

Schiffe in dem humanitären Korridor und die beteiligten Häfen dürften dabei nicht angegriffen werden. Dieser Punkt wird in New York so interpretiert, dass an diesen strategisch wichtigen Orten – zum Beispiel im Hafen von Odessa – faktisch eine Waffenruhe gelten soll.

Das Abkommen soll den Angaben zufolge zunächst für vier Monate gelten. Der UNO-Funktionär machte aber deutlich, dass eine Verlängerung bis zum Ende des Krieges angestrebt werde. Die Umsetzung des Abkommens und damit die Ausfuhr von Nahrungsmitteln aus der Ukraine könnte nach UNO-Angaben noch einige Wochen dauern.

SRF 4 News, Info 3, 22.07.2022, 17:00 Uhr ; 

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