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Gespräche sollen Export von ukrainischem Getreide ermöglichen
Aus SRF 4 News aktuell vom 13.07.2022. Bild: Keystone
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Krieg in der Ukraine «Es ist anzunehmen, dass auch Russland Seeminen gelegt hat»

Ein Grund für die blockierten Getreideexporte aus dem Schwarzmeerraum sind die Seeminen vor der ukrainischen Küste. Warum diese dort gelegt wurden und wie sie geräumt werden könnten, weiss der Experte für maritime Sicherheit Johannes Peters.

Johannes Peters

Johannes Peters

Leiter Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik Kiel

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Johannes Peters ist Leiter der Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen U-Boote, Maritime Sicherheit und Piraterie.

SRF News: Die Gewässer vor den ukrainischen Häfen sind vermint. Wer hat diese Seeminen gelegt und wem bringen sie einen Nutzen?

Johannes Peters: Zu Beginn des Krieges war die Bedrohung eines amphibischen Angriffs, also eines Angriffs im Küstenraum, vonseiten Russlands gross. Darum haben die Ukrainer die Zonen vor den eigenen Häfen, insbesondere vor Odessa, vermint. Dies hat die Ukraine auch nicht bestritten. Es ist völkerrechtskonform, die eigenen Seegebiete zu verminen, um sich vor Angriffen zu schützen.

Russland hat demnach keine Seeminen eingesetzt?

Es wurden einzelne abdriftende Minen im Schwarzen Meer gefunden. Russland hat umgehend behauptet, dies seien ukrainische Seeminen, die sich losgerissen hätten. Ich bezweifle dies stark, denn in diesem Falle wären seither weitere Minen aufgetaucht.

Es ist anzunehmen, dass auch Russland Seeminen gelegt hat.

Es ist anzunehmen, dass auch Russland Seeminen gelegt hat. Die Russen haben offiziell keine Seeblockade errichtet. Jedoch haben sie strategisch eine Situation konstruiert, in der es für private Reedereien schier unmöglich ist, ukrainische Häfen anzulaufen.

Um welche Arten von Seeminen handelt es sich im Schwarzen Meer?

Bei den ukrainischen Minen handelt es sich um klassische Ankertau-Minen. Diese sind durch ein Drahtseil und einen Anker am Meeresgrund fixiert und befinden sich unterhalb der Wasseroberfläche.

Wie kommt es zu einer Detonation?

Durch Kollision. Wenn der Schiffsbug die Mine berührt, detoniert sie.

Welche Schiffe sind davon betroffen?

Das hängt davon ab, wie weit die Minen unter dem Wasserspiegel positioniert sind. Wenn sie mehrere Meter unter der Oberfläche schwimmen, dann werden sie von kleinen Booten kaum ausgelöst. Man weiss aber nicht, wie dicht unter der Oberfläche die Minen positioniert wurden.

In welchen Abständen werden Seeminen platziert?

Man kann diese Frage nicht pauschal beantworten, es kommt auf die Absicht an. Wenn zum Beispiel ein ganzer Korridor komplett unzugänglich gemacht werden soll, dann werden die Minen ziemlich dicht aneinander positioniert.

Es besteht eine Umweltgefahr, wenn alte Minen im Meer verwaisen.

Sind auch Meeressäuger gefährdet?

Zu Zwischenfällen mit Tieren kommt es eigentlich nicht. Es besteht jedoch eine Umweltgefahr, wenn alte Minen, wie auch anderes Kriegsmaterial, im Meer verwaisen. Wenn die Metallkörper korrodieren, tritt toxischer Sprengstoff aus, welcher dann über die Nahrungskette von den Fischen aufgenommen wird und letztlich bis zum Menschen gelangen kann.

Wie können die Seeminen geräumt werden?

Minen können relativ einfach ausgesetzt werden. Salopp ausgedrückt: Man kann sie gewissermassen nur über Bord werfen. Die Beseitigung ist jedoch komplex. Spezielle Minenräum-Einheiten werden benötigt. Das Problem ist, dass die Ukraine nicht über diese Mittel verfügt. Die Nato oder auch einige EU-Staaten könnten die Minen innerhalb weniger Monate räumen, aber Russland wird dies kaum akzeptieren.

Das Gespräch führte Primus Ettlin.

SRF 4 News, 14.07.2022, 07:30 Uhr;

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