Es sind eindrucksvolle Bilder, die mit etwas Verspätung die Weltöffentlichkeit erreichen. Menschen, die mit Blumen und Fahnen den chinesischen Präsidenten und seine Entourage auf dem Flughafen begrüssten, das offene Auto, mit denen Kim und Xi durch die Strassen fuhren.
Noch mehr Pomp gab es gestern Abend, als Menschenmassen im 1. Mai-Stadion riesige Bilder formten: Die chinesische und koreanische Fahne, Regenbogen – und natürlich Slogans, in denen die Freundschaft der beiden Staaten gepriesen wurde – auf Koreanisch und Chinesisch.
China markiert Präsenz
Die Shows und Zeremonien transportieren eine klare Botschaft: China ist nach wie vor Nordkoreas engster Verbündeter. Nachdem Trump lange den Takt bei den Verhandlungen auf der koreanischen Halbinsel angegeben hatte, bestimmt nun zunehmend wieder China die Agenda.
Es setzt sich auch dafür ein, dass die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea wieder aufgenommen werden. Xi sagte laut chinesischen Medienberichten, seine Regierung sei bereit eine konstruktive Rolle in der Denuklearisierung auf der Halbinsel zu spielen. Denn auch Peking hat kein Interesse an einem Nachbarn mit Atomwaffen.
China verfolgt aber einen weniger harten Kurs als die USA, und ist eher bereit, Sanktionen zu lockern.
Trumpfkarte im Handelskonflikt mit USA?
Über den Nordkorea-Besuch wird Xi Jinping nächste Woche Donald Trump persönlich unterrichten können. Dann sollen sich die beiden Präsidenten am Rande des G20-Gipfels im japanischen Osaka treffen.
Zwar dürfte dann der langanhaltende Handelskonflikt zwischen China und den USA dominieren, Xi könnte jedoch die Nordkorea-Karte spielen, um die USA zu einem Entgegenkommen im Handelsstreit zu bewegen.
Auch Nordkorea profitiert
Mit dem knapp zweitägigen Treffen stärkt die chinesische Regierung auch Kim Jong-un den Rücken. Nordkoreas Machthaber zeigt den USA damit, dass er weiterhin von China unterstützt wird. Damit stärkt Kim seine Verhandlungsposition in zukünftigen Gesprächen mit den USA.
Die USA verlangen von Nordkorea, dass es sein Atomprogramm vollständig aufgibt, bevor die Sanktionen gelockert werden. Nordkorea seinerseits sorgt sich um seine Sicherheit, sollte es das Atomprogramm ganz aufgeben. Und: Es will, dass die USA Nordkorea bereits entgegenkommen, wenn es Schritte in Richtung Abrüstung unternimmt.
Seinen Unmut machte Kim laut chinesischen Medien während Xis Staatsbesuch deutlich: Sein Land habe bereits mehrere Massnahmen ergriffen, um die Situation in der Region zu entspannen. Nur habe man bisher keine positive Antwort erhalten. Auch wenn er, laut den Berichten, die USA nicht beim Namen nannte, ist allen klar, wer gemeint war.