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Globale Engpässe Lieferprobleme in den USA könnten länger andauern

Darum geht es: In den USA stauen sich die Container in den Häfen, obwohl mehr Waren umgeschlagen werden als je zuvor. Besonders in den grossen Häfen an der Westküste der USA fehlen Kapazitäten. Nach Einschätzung von US-Verkehrsminister Pete Buttigieg dürften die aktuellen Lieferketten-Probleme noch bis ins kommende Jahr andauern. «Das Problem ist, dass unsere Häfen zwar mehr umschlagen als je zuvor, nämlich Rekordmengen an Gütern, unsere Lieferketten aber nicht Schritt halten können», sagte Buttigieg in einem Interview mit CNN.

So reagiert die US-Regierung: US-Präsident Joe Biden kündigte vergangene Woche an, dass neben dem Hafen von Long Beach auch der Hafen von Los Angeles in Dauerbetrieb geht. Die beiden Häfen im Bundesstaat Kalifornien sind die grössten Häfen der USA. Mit dem Dauerbetrieb soll der Rückstau abgebaut werden.

Containerschiffe mit stapelweise Containern liegen im Hafen vor Anker.
Legende: Am Hafen Long Beach wird derzeit im Dauerbetrieb gearbeitet. So sollen die Lieferketten-Probleme minimiert werden. Reuters

Das System der Lieferketten sei grösstenteils in privater Hand – und das sei auch richtig, so Buttigieg. Es sei daher Aufgabe der Regierung, alle Akteure zusammenzubringen. Bidens Regierung hat mit Gewerkschaften, Betreibern und Spediteuren verhandelt, um den Dauerbetrieb der Häfen möglich zu machen. Der US-Einzelhändler Walmart und die US-Paketdienste UPS und Fedex hätten zugesagt, ebenfalls ausserhalb ihrer Hauptzeiten zu arbeiten, um die Waren zu entladen oder zu transportieren, sagte Biden.  

Das sind die Gründe für die Lieferprobleme: Die USA spüren derzeit die globalen Lieferprobleme und Engpässe. «Dieser akute Mangel an Kapazitäten entsteht vor allem dadurch, dass sich rund um den Globus die Wirtschaft nach der Pandemie wieder erholt. Der Konsum brummt, die Nachfrage ist hoch. Gleichzeitig stockt das Angebot und die Logistik ist am Anschlag», erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann. Auch in den USA geht die Nachfrage nach Produkten aktuell durch die Decke.

Das hat China mit den Engpässen in den USA zu tun:  Ein grosser Teil der Produkte für den täglichen Konsum wird nach wie vor in Asien hergestellt, vor allem in China. Dort sind die Engpässe derzeit ebenfalls akut. Chinesische Industriefirmen müssen bereits die Produktion drosseln, weil es an Strom mangelt. Diese Probleme drücken in China bereits spürbar auf das Wachstum. Im dritten Quartal ist die chinesische Wirtschaft bloss um 4.9 Prozent gewachsen – so wenig wie noch nie in diesem Jahr.

Wo sich die Lieferengpässe auch noch bemerkbar machen: Nebst den Lieferproblemen an den Häfen melden viele Logistikfirmen in den USA einen Mangel an Lastwagenfahrern. Bekannt sind auch Engpässe in der Elektronik, wie Baumann erklärt: «Weltweit mangelt es seit Monaten an Mikrochips. Diese Halbleiter braucht es für Computer, Gaming-Konsolen und in der Autoindustrie. Die meisten Autohersteller – auch in den USA – mussten wegen der globalen Chipkrise bereits ihre Produktion zurückfahren.» Ein Mietauto ist derzeit nur mit viel Glück zu bekommen.

Das sind die Prognosen für die US-Wirtschaft: Wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt, ist abhängig von den Preisen für Güter und Dienstleistungen sowie der Lohnentwicklung. «Wenn alles rasch immer teurer wird und die Löhne in den USA weiter stark steigen, kann die US-Notenbank nicht lange zusehen. Sie wird dann bald einmal die geldpolitischen Zügel anziehen und irgendwann nächstes Jahr die Zinsen erhöhen», erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann. Dann stelle sich die Frage, wie stark das Wachstum durch solche Zinserhöhungen wieder ausgebremst wird.

srf/agenturen/sibl; spic ; 

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