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Grenzen bleiben geschlossen China setzt weiterhin auf strikte Null-Covid-Strategie

Während der Rest der Welt langsam zum Alltag zurückkehrt, hält China an seinen strengen Massnahmen fest.

Videos in den sozialen Medien zeigten Gestalten in schneeweissen Schutzanzügen im Disneyland Shanghai. Während das allabendliche Feuerwerk über dem Märchenschloss den Himmel erleuchtete, wurde das Disneyland vorübergehend abgeriegelt. Über 30’000 Besucherinnen und Besucher, die sich im Park befanden, mussten sich auf Covid-19 testen lassen.

Dieser ganze Aufwand war nötig aufgrund lediglich einer Person, die am Tag zuvor den Park besucht haben soll, und später positiv getestet wurde. Es ist dies eines von unzähligen Beispielen, wie rigoros die Behörden in China ihre Null-Covid-Strategie verfolgen.

Ganze Gebiete werden abgeriegelt, Bewohnerinnen und Bewohner auf Covid getestet und sogar Wohnungen versiegelt. Das führt dazu, dass sich viele vorerst zweimal überlegen, ob sie irgendwo hinreisen sollen. Ein Beispiel ist Frau Qian. Die Buchhalterin lebt mit ihrer achtjährigen Tochter in Peking.

Reisen ins Ausland liegen ohnehin nicht drin. Die Schule der Tochter rät aber auch davon ab, überhaupt die Stadt zu verlassen. Ausserdem, so Frau Qian, sei das Risiko gross, irgendwo stecken zu bleiben.

Wenig Verständnis für die Einschränkungen zeigt Li Shuo, Anfang 40. Er lebt ebenfalls in Peking. «Zu Beginn der Pandemie konnten viele die Einschränkungen noch ertragen, weil die Situation wirklich schlimm war.» Inzwischen würden sich aber immer mehr Menschen in seinem Freundeskreis über die strikten Regeln beklagen. Li sagt, er vermisse vor allem das Reisen.

Zu Beginn der Pandemie konnten viele die Einschränkungen noch ertragen, weil die Situation wirklich schlimm war.
Autor: Li Shuo Wohnhaft in Peking

Während in europäischen Ländern eine gewisse Anzahl an Corona-Fällen in Kauf genommen wird, halten die chinesischen Behörden an ihrer Null-Covid-Strategie fest.

Das ist nicht zuletzt für die Politik eine schwierige Herausforderung, wie Nicholas Thomas erklärt. Er ist Experte für öffentliche Gesundheit an der City University in Hongkong. «Die Legitimität der vergangenen Massnahmen beruht schliesslich auf der Ausrottung des Virus», so Thomas.

Lob der eigenen Politik

Unermüdlich lobten Chinas Staats- und Parteimedien die Erfolge der chinesischen Covid-Politik; eine Covid-Politik, die jener des Westens überlegen sei.

Sogar wenn die Behörden Chinas Grenzen öffnen wollten, wäre dies sehr riskant: «Die chinesischen Covid-Impfstoffe sind nicht besonders erfolgreich gegen die Deltavariante. Wenn sich China öffnen würde, nähmen auch die Fallzahlen stark zu.» Eine baldige Änderung der Politik sieht Thomas deshalb nicht. Auch wenn die Umsetzung der Null-Covid-Strategie immer schwieriger werde. 

Die chinesischen Covid-Impfstoffe sind nicht besonders erfolgreich gegen die Deltavariante.
Autor: Nicholas Thomas Experte für öffentliche Gesundheit, City University in Hongkong

Im Februar finden in China zudem die Olympischen Winterspiele statt. Für die Parteiführung dürfte es oberste Priorität haben, dass diese reibungslos ablaufen. Nächstes Jahr ist ausserdem der 20. Parteikongress, auf dem Xi Jinping eine dritte Amtszeit anstreben dürfte. Davor wird die Parteiführung alles daransetzen, um sicherzustellen, dass es zu keinen grösseren Covid-Ausbrüchen kommt.

Rendez-vous, 05.11.2021, 12:30 Uhr

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