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Energie- und Chipmangel Chinas Wirtschaft verliert deutlich an Fahrt

Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich. Schuld daran sind vor allem die Energieknappheit und der Mangel an Computerchips. Hinzu kommen hausgemachte Probleme.

In China hat sich das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr auf noch 4.9 Prozent verlangsamt. Was immer noch nach viel tönt, ist für chinesische Verhältnisse bescheiden.

Denn schliesslich erholte sich die Wirtschaft nach der Coronaausbruch zunächst relativ rasch: Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete sie einen Rekordzuwachs von 18.3 Prozent, im zweiten Quartal waren es im Vergleich zum Vorjahr immerhin noch 7.9 Prozent. Und das, während die meisten westlichen Staaten noch mit der Pandemie zu kämpfen hatten.

Energie und Chips sind knapp

Bei der Verlangsamung des Wachstums spielen gleich mehrere Faktoren eine Rolle. So wurde in mehreren Regionen Chinas in den vergangenen Monaten mehrmals der Strom abgeschaltet. Fabriken mussten ihren Betrieb zurückfahren oder vorübergehend einstellen.

Die Regierung will den Energieverbrauch herunterfahren, um die Treibhausemissionen zu reduzieren. Allerdings werden in China derzeit noch immer rund zwei Drittel des Stroms mit Kohlekraft produziert. Ausserdem hat der Stromverbrauch stark zugenommen und die Kohlenpreise sind gestiegen.

Hinzu kommt der weltweite Mangel an Computerchips, der wiederum die chinesische Auto- und die Smartphone-Industrie belastet, die auf diese Chips angewiesen sind.

Verunsicherung im Immobiliensektor

Auch auf dem chinesischen Immobilienmarkt hat die Unsicherheit mit der Krise rund um den hoch verschuldeten Immobilienkonzern Evergrande zugenommen. Und noch immer ist nicht ganz klar, wie die chinesische Regierung das Problem – neben Evergrande sind auch andere Immobilienfirmen betroffen – lösen will.

Zwar gibt es in China offiziell vergleichsweise viel weniger Covid-19-Fälle als in den meisten anderen Ländern, denn China setzt auf eine strikte Null-Covid-Strategie. Das bedeutet aber auch, dass ganze Wohnsiedlungen oder sogar Städte abgeriegelt werden, wenn irgendwo bloss ein einziger Fall auftaucht. Auch vor der Sperrung ganzer Häfen schreckt Peking in solchen Fällen nicht zurück, mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft.

Die chinesische Regierung hat in den vergangenen Monaten ausserdem in zahlreichen Branchen eingegriffen. Betroffen waren etwa Tech-Konzerne aber auch Nachhilfeschulen. Börsengänge wurden abgesagt, hohe Bussen verteilt, bekannte Unternehmer fielen plötzlich in Ungnade.

Das alles sorgt für weitere Verunsicherung.

Rendez-vous, 18.10.2021, 12:30 Uhr ; 

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