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Grenzkonflikt in Südostasien Thailand und Kambodscha einigen sich auf sofortige Waffenruhe

  • Thailand und Kambodscha haben sich in ihrem Grenzkonflikt auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt.
  • Die «sofortige und bedingungslose» Feuerpause soll nach Angaben des malaysischen Präsidenten Anwar Ibrahim um Mitternacht (Ortszeit/19:00 Uhr MESZ) in Kraft treten.
  • An den Gesprächen in Putrajaya in Malaysia nahmen ausser den Regierungschefs aus Thailand und Kambodscha auch Vertreter aus den USA und China teil.

In einer gemeinsamen Mitteilung hiess es, dies sei ein «wichtiger erster Schritt hin zu einer Deeskalation und der Wiederherstellung von Frieden und Sicherheit».

Bereits am Dienstag sollen sich Militärführer beider Länder zu Gesprächen treffen. Am 4. August ist ein Treffen des «General Border Committee» geplant, eines bilateralen Gremiums zur Zusammenarbeit in Grenzfragen. Auch erklärten sich beide Seiten bereit, wieder eine direkte Kommunikation zwischen ihren Regierungen aufzunehmen.

Drei Männer im Anzug schütteln die Hände vor Flaggen.
Legende: Der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim (Mitte), der kambodschanische Premierminister Hun Manet (links) und der amtierende thailändische Premierminister Phumtham Wechayachai besiegelten die Verhandlungen mit einem symbolischen Händedruck. IMAGO/Cheng Yiheng

Das Treffen zwischen Kambodschas Regierungschef Hun Manet und Thailands Übergangsministerpräsident Phumtham Wechayachai fand am Nachmittag (Ortszeit) statt. Kurz vor den Gesprächen war der internationale Druck auf die Konfliktparteien immer weiter gewachsen. US-Aussenminister Marco Rubio forderte im Vorfeld auf X «eine sofortige Waffenruhe». US-Präsident Trump hatte am Samstag mit beiden Regierungschefs telefoniert.

Einschätzung: «Schritt in die richtige Richtung»

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«Mehrere Tage lang haben sich die beiden Staaten an der Grenze gegenseitig beschossen – mit verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten: Tote, Verletzte, zerstörte Gebäude und Menschen, die aus ihrem Zuhause fliehen mussten.

Nachdem sich die Regierungen Thailands und Kambodschas überraschend auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt haben, herrschen nun spürbare Erleichterung und neue Hoffnung. Zwar bleibt das grundlegende Problem – die umstrittene Grenzziehung – weiterhin ungelöst, doch der Wille zur Deeskalation scheint vorhanden. Sowohl der kambodschanische Premierminister als auch Thailands Übergangspremierminister bekennen sich zum Dialog. Besonders für die Menschen entlang der betroffenen Grenzregionen ist das ein Lichtblick.

Nun liegt es an beiden Seiten, sich an das Abkommen zu halten, damit der Konflikt nicht weiter militärisch ausgetragen, sondern auf diplomatischer Ebene gelöst wird.»

Martin Aldrovandi,
SRF-Südostasien-Korrespondent

Zwischen den beiden Nachbarländern waren am Donnerstag schwere Kämpfe an ihrer mehr als 800 Kilometer langen Grenze entbrannt. Der Konflikt schwelt schon seit Jahrzehnten. Es gab Tote und Verletzte auf beiden Seiten, mehr als 200'000 Menschen sind auf der Flucht. Seit der Nacht waren erneut schwere Gefechte gemeldet worden. Was genau die Eskalation auslöste, ist aber nach wie vor unklar.

Eindrücke aus Thailand nach dem Schusswechsel mit Kambodscha

Malaysias Regierungschef Anwar Ibrahim hatte bereits kurz nach Beginn der Kämpfe mit seinen Amtskollegen aus Thailand und Kambodscha gesprochen und sich als Vermittler angeboten. Malaysia hat in diesem Jahr den Vorsitz der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean.

Beide Seiten warfen sich seit Beginn der Gefechte vor, die Gewalt ausgelöst zu haben. Bei den Angriffen wurden auch zivile Gebäude, darunter ein Spital und ein Supermarkt, getroffen. Thailand setzte unter anderem Kampfjets gegen Militärstellungen ein, Kambodscha schoss mit Raketen über die Grenze. 

Der Streit spitzte sich immer weiter zu, nachdem es Ende Mai zu einem Schusswechsel zwischen Soldaten beider Länder gekommen war. Dabei wurde ein kambodschanischer Soldat getötet. 

Zuletzt hatte das kambodschanische Verteidigungsministerium Thailand beschuldigt, auch chemische Waffen eingesetzt zu haben. Das Aussenministerium in Bangkok dementierte und sprach von «haltlosen Anschuldigungen» und «Desinformation», die darauf abziele, Thailands Ansehen in der internationalen Gemeinschaft gezielt zu untergraben.

Kambodschanische Arbeiter verlassen Thailand

Derweil steigt die Zahl der in Thailand lebenden Kambodschaner, die mit ihren Habseligkeiten bepackt in die Heimat zurückkehren wollen. Aus dem Verteidigungsministerium in Phnom Penh hiess es, mehr als 400'000 Arbeitsmigrantinnen und -migranten hätten bereits die Grenze überquert, weil sie sich in Thailand nicht mehr sicher fühlten. Viele weitere würden vermutlich folgen.

Zuvor hatte Thailands König Maha Vajiralongkorn die offiziellen Feierlichkeiten anlässlich seines 73. Geburtstags abgesagt, wie der Sender Thai PBS berichtete.

SRF 4 News, 28.07.2025, 12:30 Uhr ; 

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