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Hamas-Entwaffnung Gaza-Friedensplan: Das sind die strittigen Punkte

Vieles ist offen in Trumps Abkommen – etwa über den Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen. Der Überblick.

Geiseln gegen Häftlinge: Wer kommt frei – und warum das heikel ist: Welche Häftlinge Israel konkret für die Freilassung der von den Islamisten im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln aus seinen Gefängnissen entlässt, gehört zu den Streitfragen. Laut Verhandlungskreisen geht es um die Freilassung besonders bekannter Figuren wie Marwan Barghuti aus der Führungsebene der Fatah-Bewegung. Aus Sicht der Hamas könnte er ein Schlüssel für die Versöhnung der beiden grössten, rivalisierenden Palästinenser­organisationen sein.

US-Plan: Geiseln sollen innerhalb von 72 Stunden übergeben werden

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Laut Trumps Plan sollen rund 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Palästinenser sowie rund 1700 weitere nach dem 7. Oktober 2023 inhaftierte Palästinenser freigelassen werden. Im Gazastreifen werden noch 48 Geiseln festgehalten, von denen nach israelischen Informationen noch 20 am Leben sein dürften. Der US-Plan sieht die Freilassung der Geiseln innerhalb von 72 Stunden vor. Offen ist jedoch, ob die Hamas in der Lage ist, diese Frist einzuhalten, weil sie erst alle Geisel-Leichen finden und bergen muss.

Das «Wall Street Journal» berichtet unter Berufung auf arabische Vermittler, die Hamas verlange auch, dass Israel die Leichen des getöteten Hamas-Anführers Yahya Sinwar und seines Bruders und Hamas-Militärchefs, Mohammed Sinwar, übergebe.

Waffenruhe oder Kriegsende? Streit um die Eskalationspause: Nachdem die Hamas Teilen von Trumps Plan zugestimmt hatte, forderte Trump Israel auf, sofort die Bombardierung des Gazastreifens einzustellen, damit die Geiseln sicher und schnell freikommen können. Palästinensischen Angaben zufolge gibt es weiterhin Tote aufgrund israelischer Angriffe – allerdings in den vergangenen Tagen weitaus weniger als zuvor. Laut einem israelischen Medienbericht herrscht bis zu einer Einigung keine Waffenruhe im Gazastreifen, sondern nur eine «Reduzierung des Feuers». 

Zwei Panzer fahren vor einer Barriere im Wüstengebiet.
Legende: Noch immer sind Punkte im Gaza-Friedensplan offen. (9.10.2025) REUTERS/Shir Torem

Laut Verhandlungskreisen fordern die Islamisten nicht näher erläuterte, verlässliche Garantien dafür, dass Israel seine Angriffe nach der Freilassung der Geiseln nicht fortsetzt. Die Terrororganisation befürchtet, dass Israels Offensive andernfalls weitergehen könnte. Vor der Geiselfreilassung soll nach ihrem Willen deshalb der Krieg erst komplett beendet werden.

Entwaffnung der Hamas: Eine Forderung mit wenig Aussicht: Die Hamas hat sich derweil bislang nicht dazu bereiterklärt, ihre Waffen niederzulegen, wie es der Friedensplan vorsieht. In der Vergangenheit hat sie diese Forderung abgelehnt. Hamas-Mitglieder sollen dem US-Plan zufolge «friedliche Koexistenz» zusagen und können Amnestie erhalten oder ausreisen. Auch dazu äusserte sich die Terrororganisation bislang nicht.

Wer regiert Gaza nach dem Krieg? Uneinigkeit über die Zukunft: Laut Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll die israelische Armee weiterhin strategisch wichtige Gebiete «tief im Gazastreifen» kontrollieren. Das dürfte bei den Islamisten für Ärger sorgen. Es ist fraglich, ob sie einer Freilassung der Geiseln, ihrem wichtigsten Verhandlungsgut, zustimmen, solange der Abzug nicht genau geregelt ist.

US-Friedensplan: «Entradikalisierte, terrorfreie Zone»

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In ihrer Charta fordert die Hamas die Zerstörung des Staates Israel und die gewaltsame Errichtung eines islamischen Staates Palästina vom Jordan-Fluss im Osten bis zum Mittelmeer im Westen. Laut Friedensplan soll der Gazastreifen eine «entradikalisierte, terrorfreie Zone werden, die keine Bedrohung für ihre Nachbarn darstellt».

Die Hamas hat jüngst zwar gesagt, sie sei damit einverstanden, dass das Gebiet nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es blieb aber unklar, ob sie damit auch der Forderung des US-Plans zustimmte, dass sie selbst dabei keine Rolle spielen darf.

Widerstand aus Netanjahus Regierung: Droht ein Koalitionsbruch? Netanjahus rechtsradikale Koalitionspartner, auf die er für das Überleben seiner Regierung angewiesen ist, kritisierten den Trump-Plan scharf. Sie fordern eine Annexion und Wiederbesiedlung des Küstenstreifens, aus dem Israel sich vor 20 Jahren zurückgezogen hat. Sie drohen – nicht zum ersten Mal – mit ihrem Austritt aus der Regierung. Premier Netanjahus Regierungskoalition wäre damit wohl am Ende.

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SRF 4 News, 10.10.2025, 3 Uhr ; 

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