- In Syrien ist trotz der Bemühungen um mehr Stabilität im Land erneut Gewalt ausgebrochen.
- In der südlichen Provinz Suwaida wurden mindestens 89 Menschen bei Zusammenstössen bewaffneter Gruppen getötet, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.
- Die Regierung hat militärische Verstärkung in das betroffene Gebiet geschickt.
Darunter seien 50 Angehörige der drusischen Minderheit, 18 Beduinen und 14 Regierungssoldaten. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden, einige davon lebensgefährlich. Unter den Opfern seien auch Kinder, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Das syrische Innenministerium berichtete von mehr als 30 Todesopfern und rund 100 Verletzten in mehreren Gemeinden.
Die Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa hat die Kontrolle in Damaskus nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad vor rund einem halben Jahr übernommen. Sie ist seitdem bemüht, Stabilität herzustellen in dem Land, in dem ab 2011 mehr als zehn Jahre lang ein Bürgerkrieg tobte.
Die Zusammenstösse aus der Nacht gingen auch im Laufe des Tages weiter. Es sei «kein unmittelbares Ende in Sicht», teilte die Beobachtungsstelle mit. Diese verfolgt von London aus das Konfliktgeschehen in Syrien mit einem Netzwerk aus Aktivisten.
Unruhen seit Raubüberfall auf drusischen Jugendlichen
Laut der Beobachtungsstelle begannen die Unruhen vor einigen Tagen durch einen Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstrasse zwischen Damaskus und Suwaida. Angehörige örtlicher Stämme errichteten demnach einen Kontrollpunkt, an dem sie den jungen Mann gestoppt, brutal geschlagen und ausgeraubt hätten. Daraufhin hätten drusische Kämpfer ihrerseits Beduinen entführt, was in der Gegend schliesslich zu Gewalt geführt habe.
Das Verteidigungsministerium schickte Militäreinheiten, um die Gewalt zu beenden. Einige der Truppen kämpften dabei an der Seite der Beduinen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Die Soldaten der Regierung seien dem Schutz der Zivilbevölkerung verpflichtet, teilte das Ministerium mit. «Die Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität in Suwaida ist eine gemeinsame Verantwortung zwischen dem Staat und seinen Bürgern.» Man arbeite mit den Drusenführern und dem Gouverneur Suwaidas daran, die Lage zu beruhigen.
Neue Regierung hatte «Syrien für alle» versprochen
Die neue Regierung hat dem konfessionell gespaltenen Land mit seinen rund 23 Millionen Einwohnern ein «Syrien für alle» versprochen. Im Land und international wird der Schutz von Minderheiten kritisch verfolgt. Seit Antritt der neuen Regierung kam es wiederholt zu teils konfessioneller Gewalt mit teilweise Hunderten Toten, was weiterhin Ängste unter anderem bei Drusen, Alawiten und Christen schürt.
Vor drei Wochen hat eine zuvor weitgehend unbekannte Dschihadistengruppe einen Selbstmordanschlag auf eine Kirche in Damaskus für sich reklamiert, bei dem mindestens 25 Menschen getötet und mehr als 60 weitere verletzt worden waren. Die Gruppe Saraja Ansar al-Sunna drohte mit weiteren Anschlägen.