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International In Ferguson wird auch auf Journalisten gefeuert

Die Lage in der US-Kleinstadt Ferguson beruhigt sich nicht. Von einer Minute zur nächsten schäumen friedliche Proteste zu offenen Strassenkämpfen auf. Auch zahlreiche internationale Journalisten gerieten ins Kreuzfeuer. Derweil versucht Obama zu besänftigen.

Auch nach der Ankunft der Nationalgarde gleicht die Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri einem Kampfgebiet. In der Nacht setzten die Einsatzkräfte Tränengas und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen von bewaffneten Demonstranten angeschossen. Auch Molotowcocktails seien geflogen. 31 Personen wurden festgenommen. Auch für internationale Journalisten wurde das Pflaster heiss.

Polizeikräfte setzten selbst Pressemitarbeiter fest. Inzwischen sind diese wieder freigelassen worden. Medien kommentierten, das Vorgehen der hochgerüsteten Polizei erinnere an Kriegstaktik.

Journalisten angegriffen?

Die vorübergehend inhaftierten Journalisten arbeiten für die Zeitungen «Bild», «Welt», «Stuttgarter Zeitung» und den österreichischen «Standard». Auch der Fotograf Scott Olson von der Agentur «Getty» war am Montag in Ferguson verhaftet worden.

CNN zeigte Bilder eines Fotografen, der nach einem Tränengas-Einsatz verletzt am Boden lag. Zuvor sind Reporter der «Washington Post» und der «Huffington Post» festgenommen worden. Ein Kamerateam von «Al Dschasira» ist nach eigenen Angaben mit Gummigeschossen und Tränengas angegriffen worden.

Am Ende werden wir alle als Rebellen eingestuft
Autor: CNN-Zeuge Demonstrant vor Ort

Für die Kleinstadt haben die Ausschreitungen gravierende Folgen. Die Schulen in Ferguson wurden bis kommenden Montag geschlossen. Die Flugaufsicht FAA liess den Luftraum über der Stadt für Flüge unterhalb von 900 Metern bis kommenden Montag sperren.

«Niemand ist hier für den Krieg», sagte ein Demonstrant dem Sender CNN. Anwohner hätten in der Nacht mit einer Menschenkette versucht, Unruhestifter und Provokateure zu stoppen. «Am Ende werden wir alle als Rebellen eingestuft», sagte der Mann. An mehreren Orten sei Feuer gelegt worden; Randalierer hätten Glas- und Plastikflaschen geworfen und versucht, eine Strasse zu blockieren, berichtete die Lokalzeitung «St. Louis Post-Dispatch».

Obama verurteilt «Härte der Polizei»

Justizminister Eric Holder sollte am Mittwoch nach Ferguson reisen, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Das Justizministerium und das FBI ermitteln, wie es zu Browns Tod kam.

Obama betont derweil das Recht auf friedliche Proteste und warnte: «Es gibt keine Entschuldigung für unverhältnismässige Härte der Polizei.» Aber auch Angriffe auf die Polizei und Plünderungen seien nicht hinzunehmen.

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Ruhe war von kurzer Dauer

Missouris Gouverneur Jay Nixon hatte am Montag die Nationalgarde nach Ferguson gerufen, um der Polizei zu helfen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Danach war die Lage in der Stadt unweit der Metropole St. Louis als ruhig, aber sehr angespannt beschrieben worden.

Seit den tödlichen Schüssen auf den unbewaffneten schwarzen Teenager Michael Brown vor zehn Tagen ist es in Ferguson immer wieder zu Protesten und Unruhen gekommen. Das Justizministerium und das FBI ermitteln derzeit, wie es zum Tod Michael Browns kam.

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