Ein Gericht in Neu Delhi hat vier wegen der Gruppenvergewaltigung einer Frau angeklagte Männer zum Tode verurteilt. Mit dem Urteil kam der Richter der Forderung der Staatsanwaltschaft nach. Die Verteidiger hatten eine lebenslange Haft gefordert.
Die Männer gehörten einer Gruppe von sechs Indern an, die im Dezember eine 23-jährige Studentin so brutal vergewaltigten, dass sie anschliessend starb. Die Studentin war zusammen mit ihrem Freund im Dezember in einen Bus gelockt worden.
Dort wurde sie von insgesamt sechs Männern schwer vergewaltigt und misshandelt. Ihren Freund schlugen die Täter zusammen, vor seinen Augen folterten sie die junge Frau mit einer Eisenstange. Nach der brutalen Tat warfen die Männer das verletzte und blutende Paar auf die Strasse und fuhren davon.
Anführer erhängte sich vor Prozess
Ein zur Tatzeit noch 17-Jähriger war Ende August zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt worden. Er soll die Zeit in einer Besserungsanstalt verbringen.
Der mutmassliche Anführer der Täter wurde im März erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Die Hintergründe sind noch unklar. Die anderen vier Männer wurden vor dem Sondergericht in Neu Delhi angeklagt und nun verurteilt.
Politik reagierte mit Todesstrafe
Das Verbrechen hatte die indische Öffentlichkeit zutiefst aufgewühlt und Tausende Menschen zu Protesten gegen die verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und die Gleichgültigkeit der Behörden auf die Strassen getrieben.
Kritiker werfen Polizei, Justiz und Politik seit langem vor, Vergewaltigungen oft nicht ernst zu nehmen und angemessen zu verfolgen. Die Politik reagierte mit der Einführung der Todesstrafe bei tödlichen Vergewaltigungen.
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Bild 1 von 11. Am 16. Dezember 2012 vergewaltigen sechs Männer eine Studentin in Neu-Delhi. Sie misshandeln auch ihren Begleiter. Einen Tag später nimmt die Polizei vier Verdächtige fest, später zwei weitere. In landesweiten Massenprotesten verlangen die Demonstranten die Todesstrafe für die Vergewaltiger. Die Opposition fordert schärfere Gesetze. Bildquelle: Reuters/archiv.
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Bild 2 von 11. In den folgenden Tagen, Wochen und Monaten gehen Tausende auf die Strassen und protestieren gegen Vergewaltigungen und das lasche Vorgehen der Justiz. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dutzende werden verletzt. Bildquelle: Reuters/archiv.
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Bild 3 von 11. Die Rechtspartei Shiv Sena hat mit der Verteilung von 21'000 Messern an Frauen begonnen. Sie rät ihnen, die Messer mit der sieben Zentimeter langen Klinge stets bei sich zu tragen: «So wie Ihr Gemüse schneidet, solltet Ihr auch denen die Hand abschneiden, die euch anfassen.». Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 4 von 11. Die Proteste zeigen erste Wirkungen: Im Januar werden neue Schnellgerichte für Vergewaltigungsfälle eingerichtet. Zudem verschärft Indien die Strafen für sexuelle Gewalttäter. Am 16. Januar 2013 wird der erste Angeklagte zum Tode verurteilt. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 5 von 11. Am 11. März 2013 wird der mutmassliche Drahtzieher der Bande erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Hat er Selbstmord begangen, oder wurde er getötet? Die Familie behauptet Letzteres. Im Bild: Die Mutter von Ram Singh weint, als sie vor ihrem Haus zu den Medien spricht. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 6 von 11. Und wieder schockiert eine Vergewaltigung ganz Indien: Im April wird ein 5-jähriges Mädchen tagelang in einem Haus festgehalten und vergewaltigt. Es wird mit schweren Verletzungen ins Spital gebracht. Einige Tage später erliegt es seinen Verletzungen. Beim Täter soll es sich um einen 25-jährigen Nachbarn des Mädchens handeln. Bildquelle: Reuters/archiv.
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Bild 7 von 11. Angehörige trauern um die verstorbene 5-Jährige. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 8 von 11. «Ich bin ein Kind, kein Spielzeug!» rufen erboste Inder, nachdem die Vergewaltigung der 5-Jährigen bekannt wurde. Der Fall schürt eine neue Protestwelle gegen den Umgang der Behörden mit Sexualdelikten. Die grösste Oppositionspartei Indiens, Bharatiya Janata, verlangt die Absetzung der Chefministerin von Neu-Delhi. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 9 von 11. Eine junge Frau hält ein Plakat mit der Aufschrift: «Du kannst vergewaltigt werden, aber Du darfst nicht gegen Vergewaltigungen demonstrieren. In der grössten Demokratie der Welt.». Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 10 von 11. Mitte Juni fand ein Schweigemarsch gegen eine Gruppenvergewaltigung in Kalkutta statt. Eine 20-jährige Studentin war von mehreren Männern vergewaltigt und getötet worden. Bisher wurden sechs Personen festgenommen. Bildquelle: Keystone/archiv.
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Bild 11 von 11. In Neu-Delhi wurden im ersten Halbjahr 2013 mehr als 800 Vergewaltigungen verzeichnet – 330 mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Im Bild: Mitte Juli werden acht Männer festgenommen, die vier Mädchen vergewaltigt haben sollen. Bildquelle: Reuters/archiv.