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Aufnahme aus Rakka: Bewaffneter Mann mit rot-blondem Bart vor einer IS-Flagge mit Filmkamera in der Hand.
Legende: Hunderte junge Männer aus dem Westen haben sich den Terroristen angeschlossen. Reuters

International London fürchtet heimkehrende Extremisten

Im Video, das die Enthauptung des US-Journalisten James Foley zeigt, ist eine Stimme zu hören, die einem Briten gehören könnte. London ist alarmiert, Premier Cameron bricht seine Ferien ab. Die Regierung befürchtet mögliche Anschläge von heimkehrenden Extremisten.

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Das neuste Enthauptungsvideo der Terrogruppe Islamischer Staat (IS) schreckt die britischen Behörden auf: Der Akzent des Dschihadisten, welcher die Botschaft der Terroristen im Video vorliest, deutet darauf hin, dass er aus London oder zumindest Südengland stammt.

IS-Sprecher dürfte identifiziert werden

«Die britischen Geheimdienste verfügen über Listen von britischen Dschihadisten und werden diese jetzt durchkämmen», sagt SRF-Korrespondent Martin Alioth. Er zweifelt nicht daran, dass schon bald bekannt wird, wer der Sprecher auf dem Video ist. Schliesslich sei die Aufnahme von guter Tonqualität.

Tatsächlich gehen die britischen Behörden davon aus, dass sich mehrere Hundert junge Briten den Terroristen des IS in Syrien und im Irak angeschlossen haben. «Wir sind uns

absolut im Klaren darüber, dass eine grosse Anzahl britischer Staatsbürger im Namen des Dschihads an schrecklichen Verbrechen,

wahrscheinlich sogar Gräueltaten beteiligt sind», sagte der britische Aussenminister Philip Hammond am Mittwochmorgen in der BBC.

Über das Milieu und die Beweggründe dieser Dschihadisten aus Grossbritannien ist wenig bekannt, «wir kennen nur einzelne Fälle», betont Alioth. Meist handle es sich um normale britische Jugendliche, einzelne hätten eine kleinkriminelle Vergangenheit, andere seien zum Islam konvertiert. Auch wisse man, dass diese Jugendlichen in britischen Moscheen oder in sozialen Netzwerken radikalisiert worden seien. Verdächtige Einzelne sowie ganze Gruppen seien unter Dauerbeobachtung des britischen Geheimdienstes.

Dutzende Rückkehrer vermutet

Bereits sollen mehr als 200 junge Briten aus Syrien oder aus dem Irak nach Grossbritannien zurückgekehrt sein, sagt Alioth. Allerdings sei auch dies eine Schätzung. Klar sei lediglich, dass es sich um «nennenswerte Zahlen» handle.

Was können die Behörden dagegen machen, dass Jugendliche gar nicht erst nach Syrien oder in den Irak reisen und sich der Terrormiliz anschliessen? «Herzlich wenig», sagt Alioth. Die gesellschaftliche Verantwortung liege weniger bei den Behörden als bei den Wortführern der Muslime in Grossbritannien. Und hier gebe es einzig einzelne Aufrufe von Müttern oder Verwandten von gefährdeten Jugendlichen, um sie von einer Terror-Karriere abzubringen.

Hammond: «Wir können nur verlieren»

Entsprechend habe sich Aussenminster Hammond in der BBC wenig optimistisch geäussert. Eigentlich könne Grossbritannien bei der ganzen Problematik nur verlieren: Kann sich der Islamische Staat längerfristig in Syrien und im Irak etablieren, würde er zur Operationsbasis für mögliche Terroranschläge im Westen. Wird der IS militärisch geschlagen, dann kämen die britischen Kämpfer «mit ihrem erlernten Handwerk», wie Hammond es nannte, zurück nach Grossbritannien. Mit oder ohne düstere Absichten.

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