Wahlen in Pakistan
Der Tiger ist das Maskottchen von von Nawaz Sharifs Muslim-Liga (PML-N). «Der Tiger brüllt wieder», kommentiert denn auch die Zeitung «Dawn» den Wahlausgang in Pakistan. Kämpferisch hatte sich Sharif schon als Regierungschef 1990 bis 1992 und 1997 bis 1999 gezeigt, als er sich wahlweise mit der mächtigen Armee oder dem Verfassungsgericht anlegte. 1992 wurde er vom damaligen Präsidenten und dem Militär aus dem Amt gedrängt, offizieller Grund waren Korruptionsvorwürfe.
1999 putschte der von Sharif eingesetzte Armeechef Pervez Musharraf gegen den Premier. Sharif ging im Jahr darauf ins Exil nach Saudi-Arabien. Lange Zeit verstummte der Tiger. Doch nach seiner Rückkehr in die Heimat 2007 arbeitete Sharif stetig daran, seine Macht wieder auszuweiten.
«Wir müssen Gott dem Allmächtigen dafür danken, dass er der PML-N eine weitere Möglichkeit gibt, Pakistan und der Nation zu dienen», sagte der mutmassliche künftige Premierminister vor Anhängern in seiner Heimatstadt Lahore. «Jetzt betet, dass Gott uns mit einer (absoluten) Mehrheit segnet.» Ob dieses Gebet erhört wird, ist noch offen.
Der Staatssender PTV rechnete der PML-N 127 von 272 Wahlkreisen zu, in denen die konservative Partei entweder vorne lag oder gewonnen hatte. Die PTI kommt demnach auf 34 Sitze, die PPP auf 31. Sollte die PML-N die absolute Mehrheit von 137 Sitzen verfehlen, könnte sie darauf hoffen, dass sich unabhängige Kandidaten ihr anschliessen. Sonst ist sie auf Koalitionspartner angewiesen.
Kricket-Legende an zweiter Stelle
An zweiter Stelle landete die Partei Tehreek-e-Insaf (Bewegung für Gerechtigkeit/PTI) von Kricket-Legende Imran Khan, der den Wahlkampf kräftig aufmischte und nun eine gewichtige Rolle in der Politik spielen wird.Ihr werden 34 Sitze zugeschrieben.
Eine schallende Ohrfeige verpassten die Wähler der bislang regierenden Volkspartei PPP der Ende 2007 ermordeten Ex-Premierministerin Benazir Bhutto: Sie landete voraussichtlich weit abgeschlagen auf dem dritten Platz. Die Wähler machten die Partei von Präsident Asif Ali Zardari, der eine Wiederwahl durch das neue Parlament im September wohl abschreiben kann, für zahlreiche Krisen verantwortlich: Die Sicherheitslage ist katastrophal, die Taliban verbreiten Terror. Die Wirtschaft steht vor dem Kollaps, ausländische Investoren haben die Flucht ergriffen. Selbst in der Hauptstadt Islamabad fällt jeden Tag stundenlang der Strom aus.
Historisch hohe Beteiligung
Von den Wählern abgestraft wurden auch die pakistanischen Taliban (TTP). Mit Terror wollten sie den Pakistanern ihr Recht rauben, ihre Stimme abzugeben. Obwohl am Wahltag bei Anschlägen und Angriffen fast 30 Menschen getötet und mehr als 90 verletzt wurden, scheiterten die Extremisten auf ganzer Linie.
Nach Angaben der Wahlkommission wählten knapp 60 Prozent der mehr als 86 Millionen Stimmberechtigten - Medienberichten zufolge war es die stärkste Beteiligung seit der ersten Parlamentswahl Pakistans 1970.
In diesem Jahr wird zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit 1947 eine Regierung nach dem Ende ihrer Amtszeit durch eine gewählte Nachfolgerin abgelöst. 272 der insgesamt 342 Parlamentssitze werden neu vergeben.
Die pakistanische Wahlkommission kritisierte am Samstag, in der Wirtschaftsmetropole Karachi seien die Wahlen nicht frei und fair verlaufen. Sie ordnete deshalb in mehr als 30 Wahllokalen neue Abstimmungen wegen Unregelmässigkeiten an.