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International Syrien: Sicherheits-Bürokratie verzögert Hilfslieferungen

Hunderttausende Zivilisten in Syrien benötigen Hilfe. Die bislang offenbar recht gut eingehaltene Waffenruhe könnte das ermöglichen. Doch noch konnten keine Lastwagen mit Hilfsgütern ins Land.

In Syrien halten sich die Kriegsparteien offenbar weitgehend an die Waffenruhe. Hilfslieferungen sind bisher aber noch keine nach Syrien gebracht worden.

Erste Transporte mit Hilfsgütern stünden bereit, sagte David Swanson von der UNO-Nothilfeorganisation Ocha. «Wir haben dafür noch nicht die erforderlichen Sicherheitsgarantien und schriftlichen Genehmigungen der Behörden und der Konfliktparteien erhalten», sagte UNO-Nothilfe-Experte Jan Egeland. «Aber wir hoffen, dass sich das morgen ändert.» Auch der UNO-Gesandte für Syrien, Staffan de Mistura, bestätigte, dass noch keine Hilfsgüter nach Syrien geliefert wurden.

Das Misstrauen sei auf allen Seiten gross, was ein Grundproblem dieses Konflikts sei, so Pascal Weber, SRF-Korrespondent in Beirut. «Der Assad-Seite geht es natürlich darum, dass mit diesen Lieferungen nicht irgendwelche Hilfsgüter in die Rebellengebiete gelangen und den Rebellen wieder auf die Beine helfen. Und die Gegenseite will sich nicht jedes Hilfspaket von Assad diktieren lassen.»

Aleppo wartet auf Lebensmittel

Priorität habe Hilfe für die geteilte Stadt Aleppo, in deren von Rebellen kontrollierten Ostteil bis zu 300'000 Menschen eingeschlossen sind, sagte Swanson. Seit mehr als zwei Monaten habe Ocha Aleppo nicht erreichen können. Die Situation dort sei «nichts anderes als schrecklich».

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«Im Fernsehen haben sie gesagt, dass es Hilfslieferungen geben wird», sagte ein Einwohner Aleppos. «Aber jetzt sind schon 20 Stunden vorbei und wir haben noch nichts bekommen.» Ähnlich äusserte sich ein Bewohner im Stadtviertel Ansari. «Die Waffenruhe ist gut, aber das reicht nicht. Wir brauchen etwas zu essen.»

Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor berichtet, 20 Lastwagen mit Hilfslieferungen der Vereinten Nationen für Aleppo hätten die türkisch-syrische Grenze passiert. Diese Informationen wurden jedoch von der UNO nicht bestätigt. Das syrische Aussenministerium hatte zuvor gewarnt, alle Hilfslieferungen mit Ziel Aleppo, vor allem aus der Türkei, müssten mit Damaskus koordiniert werden.

Waffenruhe stabil

Die Hilfslieferungen werden wegen der neuen Waffenruhe möglich. Die von Russland und den USA ausgehandelte Feuerpause war am Montagabend in Kraft getreten. Der UNO-Gesandte Staffan de Mistura konstatierte am Dienstagabend einen «deutlichen Rückgang» der Gewalt. «Die Situation hat sich drastisch verbessert», erklärte er in Genf.

Das sei erfreulich und wichtig, so SRF-Korrespondent Weber. «Aber noch viel wichtiger wird sein, was in ein, zwei Wochen passiert: Wird es gelingen, dieses Abkommen tatsächlich in einen politischen Prozess umzuwandeln oder geht es den Parteien mehr oder weniger nur darum kurz Luft zu holen.»

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