Dimitri Sachartschenko kennt sich aus mit Geld. Er arbeitet beim russischen Innenministerium und ist dort Vizechef der Abteilung, die sich unter anderem mit Korruptionsbekämpfung beschäftigt. Jetzt ist der Korruptionsbekämpfer selber ins Visier der Justiz geraten, wegen Korruption.
In der Wohnung seiner Schwester fanden die Ermittler einen riesigen Tresorraum und darin eine ziemliche gewichtige Summe Bargeld. Umgerechnet rund 120 Millionen Franken. Über eine Tonne schwer soll der kostbare Fund sein. Dimitri Sachartschenko wurde festgenommen. Ihm wirft man Amtsmissbrauch und – eben – Korruption vor.
Schock in Russland
In Russland hat der Fall einen Schock ausgelöst. An korrupte Beamte hat sich das Land längst gewöhnt. Aber dass ausgerechnet einer der obersten Korruptionsjäger Bargeld gleich im Tonnenbereich hortet, ist auch den geduldigen Russen zu viel.
Dabei liegt noch ziemlich im Dunkeln, woher das riesige Vermögen der Sachartschenkos stammt. Der verdächtigte Dimitri weist jede Schuld von sich. Er habe mit dem Geld überhaupt nichts zu tun, sagt er. In der Wohnung seiner Schwester sei er nie gewesen.
Russische Medien überschlagen sich derweil mit Spekulationen, was hinter dem Fall stecken könnte. Möglicherweise stamme das Geld von einer Bank, die Pleite gemacht hat, heisst es in Moskau. Aus dem Finanzinstitut sind kurz vor dem Bankrott riesige Summen verschwunden. Irgendwo müssen die ja stecken.
300 Millionen Euro auf Schweizer Konten
Jedenfalls scheint der Schatz aus der Moskauer Wohnung nicht der einzige Vermögenswert zu sein, den die Familie Sachartschenko besitzt. Das Informationsportal «Rosbalt» berichtet unter Berufung auf einen anonymen Ermittler, der Vater von Sachartschenko habe mehrere Konten auf Schweizer Banken, mit insgesamt 300 Millionen Euro drauf.
So ganz haben die sich Fahnder allerdings noch nicht durch den Wust von Bankunterlagen gearbeitet, den sie bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmt haben. Die Schweizer Spur blieb bisher eher eine Vermutung.
Auffällig ist, dass es sich bei einem der betroffenen Finanzinstitute um die Schweizer Filiale der Dresdner Bank in Genf handeln soll. Diese ist allerdings schon seit 2010 nicht mehr in der Schweiz aktiv, sondern wurde von der LGT übernommen. Dort heisst es auf Anfrage, dass man zu diesem Fall keine Stellung beziehe. Ebenso wird in der Schweiz derzeit kein Strafverfahren geführt, weder gegen Vater Sachartschenko noch gegen den Sohn. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft gegenüber Radio SRF.
Für Dimitri Sachartschenko ist das ein schwacher Trost. Das Bargeld ist nun mal gefunden worden. Der Korruptionsjäger muss sich eine ziemlich gute Erklärung überlegen, woher diese 1000 Kilogramm Banknoten stammen.