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Investitionen in Sozialhilfe Roms Reformpläne überfordern die Arbeitsämter

Die Regierung in Rom will Milliarden-Schulden machen. Auch Langzeitarbeitslose sollen profitieren – unter Auflagen.

Aversa ist eine der vielen Vorstädte Neapels. Am Horizont der mächtige Vesuv, und bis dorthin ein Meer aus Häusern. Immer wieder sieht man eines ganz ohne Verputz, nur aus Backstein. Beim Bauen ist das Geld ausgegangen. In einer engen Gasse, nah beim Hauptplatz steht das Arbeitsamt. Im Wartezimmer sitzen knapp 20 Personen. Einige haben den Kopf gegen die Wand gelehnt und schlafen, sie warten schon lange.

Marisa Schiano leitet dieses Amt. Für die lange Wartezeit hat sie eine kurze, aber einleuchtende Erklärung: Mit nur sieben Angestellten betreut sie rund 50'000 Arbeitslose.

Überforderte Ämter

Eigentlich müssten auf diesem Amt 30 Angestellte arbeiten. Dass es nur sieben sind, erklärt Schiano so: Eine offene Stelle dürfe sie nicht selber neu besetzen, sondern das müsse die Zentrale in Neapel tun, und zwar mit einem «concorso», einem aufwändigen, langfädigen Bewerbungsverfahren.

Weil aber auch die Zentrale in Neapel zu wenig Personal habe, seien in Aversa seit Jahren keine offenen Stellen mehr besetzt worden. Schiano hat aber noch mit einem anderen Problem zu kämpfen: Die lokale Wirtschaft arbeite kaum mit ihnen zusammen.

Luigi Di Maio, der Parteichef von Cinque Stelle, ist Süditaliener wie wir. Wir hoffen, dass er was tut für uns.
Autor: Marco Arbeitsloser in Aversa

Gerade mal 20 offene Stellen haben lokalen Firmen im letzten Jahr diesem Arbeitsamt gemeldet. Im landesweiten Durchschnitt werden nur drei Prozent der Stellen mit Hilfe der Arbeitsämter besetzt. Wegen solcher Zahlen wird ihre Effizienz in Frage gestellt.

Trotzdem sollen die Arbeitsämter nun noch eine weitere, grosse Aufgabe übernehmen: Sie sollen kontrollieren, dass nur jene das Arbeitslosengeld von monatlich 780 Euro erhalten, die auch wirklich aktiv und nachweislich eine Stelle suchen.

Missbräuche unterbinden

Wie im ganzen Süden liegt auch in Aversa die Arbeitslosenquote weit über dem Landesdurchschnitt von rund zehn Prozent. Auch in Aversa hat das Movimento Cinque Stelle bei der Wahl im März einen Erdrutschsieg errungen. Den Ausschlag gab das Versprechen, den vielen Arbeitslosen zu helfen.

Vor einer Bar stehen ein paar Männer. Auch Marco, 30-jährig, hat Cinque Stelle gewählt: «Luigi Di Maio, der Parteichef, ist Süditaliener wie wir. Wir hoffen, dass er was tut für uns.» Dass aber Arbeitsämter Missbräuche tatsächlich verhindern können, glauben wenige: Schwarzarbeit sei in der Gegend weit verbreitet, erklärt Gianni. Das heisst: Es bestehe die Gefahr, dass jemand schwarz arbeite, das Arbeitslosengeld aber trotzdem kassiere.

Verbreitete Arbeitslosigkeit

Unter Personalmangel leidet nicht nur das Arbeitsamt von Aversa, sondern das sei im Süden an vielen Orten ein Problem, sagt der Ökonom Luca Bianchi: Das Durchschnittsalter der Beamten liege bei über 50 Jahren. Wegen Geldmangel und der zähen Bürokratie würden seit langem kaum mehr Junge eingestellt.

Zwar verspricht die Regierung 4000 neue Stellen für die Arbeitsämter ganz Italiens. Doch es ist fraglich, ob sich diese Stellen innert weniger Wochen besetzen lassen. Bianchi hat aber noch einen anderen, sehr grundsätzlichen Zweifel.

Die Regierung aus Lega und Cinque Stelle verspricht mit dem Arbeitslosengeld die Wirtschaft kräftig anzukurbeln. Der Ökonom ist skeptisch: «Die Auswirkung aufs Wirtschaftswachstum wird eher bescheiden sein.» Denn mehr Sozialhilfe ändere rein gar nichts an den Strukturen: ineffiziente Behörden, Schattenwirtschaft, hohe Steuern oder die Korruption würden bleiben.

Die Regierung hat Hoffnungen geweckt, die sie nur schwer einlösen kann.

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