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«Man konnte einfach nicht länger leugnen, was offensichtlich war»
Aus Tagesschau vom 11.01.2020.
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Irans Eingeständnis «Man konnte nicht mehr länger leugnen, was offensichtlich war»

176 Menschen sind an Bord einer bei Teheran abgestürzten Passagiermaschine umgekommen. Ein technischer Defekt sei die Ursache gewesen, behauptete der Iran beharrlich. Am Samstag das Eingeständnis: Das Flugzeug wurde abgeschossen. Aus Versehen, wie es heisst. ZDF-Korrespondent Jörg Brase ordnet die Geschehnisse ein.

Jörg Brase

Jörg Brase

Leiter der ZDF-Korrespondentenstelle Istanbul

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Jörg Brase ist seit dem 1. Januar 2018 Leiter der ZDF-Korrespondentenstelle in Istanbul. Diese ist zuständig für die Berichterstattung aus der Türkei, dem Iran und Afghanistan.

SRF: Am Mittwoch der Absturz – am Samstag das Eingeständnis: Was könnte das Regime dazu bewogen haben?

Jörg Brase: Man konnte einfach nicht mehr länger leugnen, was offensichtlich war. Ausländische Geheimdienste hatten in den vergangenen Tagen sehr viele Hin- und Beweise gesammelt, welche darauf hinwiesen, dass das Flugzeug nicht wegen technischer Mängel, sondern durch eine Luftabwehrrakete abgestürzt ist. Die iranischen Militärs mussten schliesslich ihre Verteidigungsstrategie aufgeben und den Abschuss zugeben. Das vor allem nach dem die Regierung sich entschieden hatte, ausländische Ermittler ins Land einzuladen. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit sowieso ans Licht gekommen wäre. Deshalb haben sich die Militärs entschieden, aus der Deckung zu kommen.

Für Sonntag wurden landesweit Demonstrationen angekündigt. Die Sicherheitsbehörden versuchen das nun zu verhindern.

Nach dem Eingeständnis des iranischen Regimes werden erste Proteste gegen die Regierung gemeldet. Ist es aus mit der Einigkeit des iranischen Volkes?

Man muss sich fragen, inwiefern diese Einigkeit wirklich allumfassend war. Natürlich haben wir sehr beeindruckende Bilder von regierungstreuen Massenaufmärschen nach der Ermordung von General Soleimani gesehen. Das waren aber nicht die Tage der nationalen Wut und Trauer, in der sich Demonstranten gegen das Regime auf die Strasse gestellt hätten.

Die Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen hier im Land ist natürlich nach wie vor da. Nachdem sich jetzt dieser Skandal über die vergangenen Tage aufgebaut hat, ist die Wut bei vielen Leuten jetzt rausgebrochen. Es gab spontan Demonstrationen. Für Sonntag wurden landesweit Demonstrationen und Trauerkundgebungen angekündigt. Die Sicherheitsbehörden versuchen das nun zu verhindern.

Das war die Flucht nach vorne, die man angetreten hat, um sich die letzten Gesprächskanäle nicht zuzuschütten.

Der Iran hat sich gegenüber den betroffenen Nationen offiziell entschuldigt – das ist eine ungewohnte Geste. Welche Strategie könnte dahinter stecken?

Der Druck, auch aussenpolitisch, ist einfach zu gross geworden. Ich denke, dass das Regime nicht völlig sein Gesicht verlieren und international als Lügner dastehen wollte. In den vergangenen Tagen gab es natürlich hinter den Kulissen Auseinandersetzungen, wie offen man nun mit diesem Fall umgehen soll. Aber ich denke, dass wenn es in der Führung Irans Leute gibt, die darauf setzen, dass man verhandelt und wieder ins Gespräch kommt, dann haben die darauf gedrungen, dass man offen mit diesem Abschuss umgeht und sich dafür entschuldigt.

Natürlich wird jetzt von der einen oder anderen Seite versucht, Amerika die Schuld zu geben, dass sich die Situation überhaupt so weit zuspitzen konnte und es zu diesem Zwischenfall kam. Aber wenn man noch die Chance haben will, überhaupt noch miteinander zu sprechen, dann war das die Flucht nach vorne, die man angetreten hat, um sich die letzten Gesprächskanäle nicht zuzuschütten.

Das Gespräch führte Franz Fischlin.

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