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«Die Krise in Italien ist auch gefährlich für den Euro»
Aus Wirtschaftswoche vom 26.10.2018. Bild: Keystone
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Italiens Bonität in der Kritik Auf dem Weg zum Ramsch-Staat

  • Die Ratingagentur Standard & Poor's behält zwar die Bonitätsnote für Italien bei, senkt aber den Ausblick.
  • «Aus unserer Sicht belasten die wirtschafts- und haushaltspolitischen Pläne der italienischen Regierung die Wachstumsaussichten des Landes», heisst es.
  • Auch die Regierungsangaben zur ökonomischen Entwicklung werden in Zweifel gezogen.

Wegen der umstrittenen Haushaltspläne der neuen Regierung droht die Ratingagentur Standard & Poor's Italien mit der Herabstufung der Kreditwürdigkeit.

Die Bonitätsnote bleibe aber zunächst weiter bei «BBB», teilte S&P am Freitag in London mit. Dies sind zwei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau, das hochspekulative Anlagen beschreibt. Der Ausblick wurde allerdings von «stabil» auf «negativ» gesenkt.

Die Bedeutung der Ratings

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Die Ratings sind wichtig, da sich Investoren wie Anleihefonds und Versicherungen daran orientieren. Sollten irgendwann alle vier grossen Ratingagenturen (S&P, Moody's, Fitch und DBRS) Italien auf das sogenannte Ramschniveau senken, dann hätte das Land ein grosses Problem. Dann dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) italienische Anleihen nicht mehr erwerben und auch sonst nicht mehr bei ihren Geschäften akzeptieren. Für konservative Anleger wären die Papiere dann tabu. In den Hochzeiten der europäischen Schuldenkrise hatten die Herabstufungen durch die Ratingagenturen die Krise immer weiter verschärft. Damals wurde die Kreditwürdigkeit von Ländern wie Griechenland, Irland, Spanien, Portugal und Italien im Eiltempo gesenkt.

Die Haushaltspolitik der italienischen Regierung hatte zuletzt für grosse Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt. «Aus unserer Sicht belasten die wirtschafts- und haushaltspolitischen Pläne der italienischen Regierung die Wachstumsaussichten des Landes», begründete S&P die Entscheidung. Ein schwächeres Wirtschaftswachstum wirke sich negativ auf die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) aus.

Vertrauen der Anleger gefährdet

Die Pläne der Regierung würden das Vertrauen der Anleger in italienische Staatsanleihen vermindern. Dies zeige sich an den zuletzt merklich gestiegenen Renditen für diese Papiere. Die Entwicklung gefährde auch die bereits angeschlagenen italienischen Banken. Diese halten hohe Bestände an heimischen Anleihen.

Die italienische Regierung hatte einen Haushaltsentwurf vorgelegt, der nicht den Regeln in der Eurozone entspricht. So soll das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr bei 2,4 Prozent liegen. Ursprünglich waren 0,8 Prozent zugesagt worden. Der Haushalt wurde von der EU-Kommission abgelehnt. Bisher haben die beiden regierenden Parteien Lega und die Fünf-Sterne-Bewegung nicht die geringste Bereitschaft für ein Einlenken gezeigt.

Zweifel an Regierungsangaben

Standard & Poor's zweifelt zudem an den Regierungszahlen. Man erwartet vielmehr ein Defizit von 2,7 Prozent.

Bereits am vergangenen Freitag hatte die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone gesenkt. Die Märkte reagierten vergleichsweise gelassen, da die aktuelle Note «BBB-» immer noch über dem sogenannten Ramschniveau liegt, das hochspekulative Anlagen beschreibt. Zudem hat Moody's keine weitere Herabstufung in Aussicht gestellt.

Auch die Entscheidung von S&P löste zunächst beim Eurokurs keine grossen Bewegungen aus.

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