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IWF und Weltbank in Washington Weckruf ins Weisse Haus

  • In Washington treffen sich in diesen Tagen die Finanzminister und Notenbankchefs der G20-Länder und die Führungsriege von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank.
  • Gleich zu Beginn des Konferenz-Marathons hat IWF-Chefin Christine Lagarde wegen verschlechterter Weltwirtschaftsdaten der internationalen Politik ins Gewissen geredet: «Verursacht keine Schäden. Tut das Richtige».
  • Unterstützung erhielt sie von Japans Finanzminister, der weiter beträchtliche Abwärtsrisiken in der Weltwirtschaft sieht.
  • Einen eigenen Akzent setzte US-Finanzminister Steven Mnuchin, der vom IWF eine stärkere Kontrolle von Chinas Kreditvergabe fordert.

Angesichts wachsender Konjunktursorgen rufen die 20 grössten Industrie- und Schwellenländer (G20) zur Beilegung von Handelsstreitigkeiten auf. Es gebe in der Weltwirtschaft weiterhin Abwärtsrisiken, warnte der japanische Finanzminister Taro Aso nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus anderen G20-Staaten in Washington.

Warnung vor eskalierenden Handelskonflikten

Die Schwäche in einigen wichtigen Ländern könnte sich ausbreiten – vor allem dann, wenn Handelskonflikte wie jene zwischen den USA und China weiter eskalierten. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda forderte von jedem Land rechtzeitig Schritte in der Geldpolitik, um der Weltwirtschaft mehr Schwung zu verleihen.

USA fordern IWF-Kontrolle von China

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  • Washington machte beim G20-Treffen erneut China zum Thema. US-Finanzminister Steven Mnuchin forderte den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf, stärker auf die Kreditvergabe Pekings zu achten.
  • «Schulden bei aufstrebenden Gläubigern sind an einer kritischen Wegscheide», heisst es in einem Statement des Ministers an das Steuergremium des IWF. Damit meinte er China, das derzeit hohe Beträge vor allem an Entwicklungs- und Schwellenländer verleiht.
  • Chinesische Geldinstitute fühlen sich jedoch nicht an die bisher internationalen Transparenzregeln des sogenannten Pariser Clubs gebunden.
  • Auch der IWF befürchtet, dass auf diese Weise ungesund hohe Schuldenstände insbesondere in Entwicklungsländern zustande kommen, die in einiger Zeit zu Krisen führen können.
  • Allerdings haben auch die USA hohe Verbindlichkeiten gegenüber China.

Japan hält den Vorsitz des G20-Treffens. Das Land versucht, den Schwerpunkt mehr auf weltweite Entwicklungen zu legen und weniger auf Handelsungleichgewichte zwischen einzelnen Ländern, die vor allem die USA zur Verhandlung über bilaterale Verträge veranlasst haben.

Wider die «America First»-Philosophie

Zuvor hatte die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, der internationalen Politik eine Art Standpauke gehalten. Ihre Institution habe wegen einer weltweit eingetrübten Wirtschaftsentwicklung Angst vor Störfeuer aus der Politik. «Wir müssen vermeiden, uns selbst Wunden zuzufügen», sagte Lagarde in Washington. Sie rief den politisch Verantwortlichen zu: «Verursacht keine Schäden. Tut das Richtige.»

IWF-Wachstumsprognosen

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  • Die weltweite Wirtschaftsleistung wird nach Einschätzung des IWF 2019 nur noch um 3,3 Prozent wachsen - nach 3,6 Prozent im vergangenen Jahr.
  • Die Welt sei wirtschaftlich somit an einem «heiklen Punkt» angelangt. 70 Prozent der Weltwirtschaft seien gebremst.
  • Auch die für 2020 prognostizierte Erholung auf dann wieder 3,6 Prozent sei noch nicht gesichert - sie hängt vor allem an der Entwicklung in Schwellenländern wie der Türkei oder Argentinien.
  • Für das südamerikanische Land, wo der IWF zuletzt mit 57 Milliarden US-Dollar Hilfe geleistet hatte, zeigte sich Lagarde optimistisch.

Der Appell war zu einem guten Teil an das fast in Rufweite befindliche Weisse Haus gerichtet, wo US-Präsident Donald Trump mit seiner «America First»-Politik Turbulenzen für den Welthandel ausgelöst hat. «Der Schlüssel ist, die falsche Politik zu vermeiden, und das betrifft insbesondere den Handel», betonte Lagarde zum Auftakt der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank. Zölle und andere Handelsschranken verursachten Schäden für die Weltwirtschaft.

Der IWF und die Umwelt

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  • Die Erkenntnis, dass Naturkatastrophen als Folge des Klimawandels die Ärmsten treffen und somit wirtschaftliche Entwicklungen hemmen, ist bei Volkswirten längst eingekehrt.
  • Der Internationale Währungsfonds (IWF) möchte jetzt mit gutem Beispiel vorangehen und kein Einwegplastik mehr verwenden, kündigte IWF-Chefin Christine Lagarde in Washington an.
  • «Wir haben beschlossen, Einwegplastik innerhalb unserer Institution zu verbannen.» Ausserdem recycle man mehr als 67 Prozent allen Mülls. «Und wir machen damit weiter, bis wir bei 100 Prozent sind», sagte Lagarde.
  • Zudem glaube man «aus unterschiedlichen Gründen, dass der Verzicht auf Subventionen für fossile Energieträger der richtige Weg ist, den man gehen sollte», sagte Lagarde.
  • 2015 seien 5,2 Billionen Dollar an Subventionen in Öl, Gas und Kohle geflossen. Dieses Geld hätte gespart und besser in Bildung oder Gesundheit investiert werden können.

Sorgenvoller Blick nach Europa

Im zwei Tage zuvor vorgestellten Weltwirtschaftsbericht hatte IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath sorgenvoll in Richtung Europa geblickt. Die Entwicklung in der Eurozone sei schwieriger als erwartet. Deutschland als Motor habe mit Einbussen zu kämpfen, die unter anderem die Automobilbranche wegen neuer Abgasnormen beim Diesel träfen.

Die Eurozone sei jedoch für mögliche neue Turbulenzen deutlich besser gerüstet als vor der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren, sagte der Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, Klaus Regling. Die Frage, ob die Eurozone die nächste Krise überstehen könne, lasse ihn nicht mehr nachts wach liegen, sagte Regling. Vor zehn Jahren, als die Stabilitäts-Instrumente geschaffen werden mussten, sei dies der Fall gewesen.

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