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Kleines, wichtiges Emirat «Katar möchte mächtigen Ländern ein zuverlässiger Partner sein»

Das Emirat Katar soll offiziell ein wichtiger Nicht-Nato-Verbündeter der USA werden. Das kündigte US-Präsident Joe Biden nach einem Treffen mit dem Emir von Katar im Weissen Haus an. Katar sei nicht nur bezüglich seiner Energiepolitik ein wichtiger Partner des Westens, beschreibt Tobias Borck vom Royal United Services Institute in London die aussergewöhnliche, schon beinahe weltpolitische Rolle des Emirats am Golf.

Tobias Borck

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Tobias Borck ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Royal United Services Institute , einem britischen Verteidigungs-Think-Tank in London.

SRF News: Was bedeutet es für Katar, wenn das Emirat offiziell als wichtiger Nicht-Nato-Verbündeter der USA eingestuft wird?

Tobias Borck: Für Katar ist das ein sehr wichtiger, auch symbolischer Schritt. Das kleine Emirat wird von Washington als einer der wichtigsten Partner der USA ausserhalb der Nato anerkannt. Konkret kann Katar damit unter anderem auch einfacher Rüstungsgeschäfte oder andere Wirtschaftsdeals mit US-Firmen abschliessen.

«Ein guter Freund und Partner

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Der Emir und Biden.
Legende: Reuters

US-Präsident Joe Biden sagte am Montag beim Treffen mit dem Emir Katars, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, das Land sei ein guter Freund und verlässlicher Partner. Katar hatte im vergangenen Sommer beim Evakuierungseinsatz ausländischer Bürger und einheimischer Helfer aus Afghanistan eine wesentliche Rolle gespielt. Das US-Militär unterhält dort einen grösseren Stützpunkt, der als Drehkreuz diente.

Der Status als wichtiger Nicht-Nato-Verbündeter gibt Staaten, die nicht der Militärallianz angehören, unter anderem vereinfachten Zugang zu US-Rüstungsgütern. Die USA haben zum Beispiel Israel, Brasilien, Ägypten, Australien, Neuseeland, Südkorea, Japan und Argentinien so eingestuft. Der Präsident muss den Kongress vorab über eine solche Einstufung informieren, was Biden nun auch tun will. (dpa)

Thema bei den Gesprächen mit Joe Biden war unter anderem auch die Energiepolitik: Katar ist nach den USA zweitgrösster Erdgasproduzent der Welt. Die Energiepolitik ist auch im Ukraine-Konflikt wichtig, weil Europa stark abhängig von russischen Erdgaslieferungen ist. Kommt der Ukraine-Konflikt Katar also gelegen?

Sicher will auch Katar keinen Krieg in Europa. Doch Katar ist grundsätzlich immer gut darin, bei Krisen irgendwo auf der Welt bereitzustehen. Katar stellt sich als kleiner, agiler, flexibler Partner dar, der nützlich sein kann, wenn es nötig wird.

Katar könnte als Grossproduzent von Erdgas allenfalls an der Stelle Russlands in die Bresche springen.
Autor:

Das war so im vergangenen August, als Katar zur Drehscheibe der US-Evakuierungen von Menschen aus Afghanistan wurde – oder jetzt, da Katar als Grossproduzent von Erdgas an der Stelle Russlands allenfalls in die Bresche springen könnte. Katar könnte die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas womöglich etwas verkleinern, und würde eines der grössten russischen Druckmittel gegenüber Europa etwas vermindern.

Katar will aber auch im Nahen Osten ein Vermittler sein?

Vermittler zu sein, ist Katars Selbstverständnis. So sieht sich das Emirat selber und so möchte es auch gesehen werden. Katar möchte vielen mächtigen Ländern auf der Welt ein wichtiger Partner sein. Das geschieht nicht bloss uneigennützig: Katar erhofft sich im Gegenzug die Unterstützung dieser Länder im Fall von Problemen.

Katar und die Menschenrechte

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Drei Katari vor einem Fussballstadion bei Nacht.
Legende: Keystone

Katar ist als Austragungsland der nächsten Fussball-WM im nächsten Dezember wegen seines äusserst zweifelhaften Umgangs mit den Menschenrechten in die Schlagzeilen geraten. Wie schafft das Land den Spagat im Verhältnis zu mächtigen westlichen Demokratien? «Ich weiss nicht, ob Katar diesen Spagat schafft», sagt Experte Borck. Doch Katar sei in strategischen, sicherheitspolitischen oder energiepolitischen Fragen inzwischen so wichtig, dass die Spannungen in Menschenrechtsfragen nicht dazu führten, dass die Beziehungen zu den westlichen Mächten allzu stark darunter litten oder gar zusammenbrechen würden, so der Experte.

Katar nimmt die Vermittlerrolle ein und verspricht sich davon mehr Sicherheit. Geht diese Strategie auf?

Bislang geht sie tatsächlich auf. Man erinnere sich an 2017: Damals verfügten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und einige andere Länder der Region eine Blockade über Katar. [Anm. d. Redaktion: Die Länder warfen Katar die Unterstützung der Muslimbrüder und anderer islamistischer Terrororganisationen wie des IS vor. Auch in manchem westlichen Land, etwa in Deutschland, wurden solche Vorwürfe gegenüber Katar laut.]

Die Strategie der vielen mächtigen Freunde funktionierte.
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Für Katar war das ein prekärer Moment – alle seine grossen und mächtigen Nachbarländer hatten sich gegen das kleine Emirat vereint. Doch Katar hatte viele Freunde auf der ganzen Welt, die sich dem Boykott nicht anschlossen und sich für eine Beendigung der Blockade einsetzten. Die Strategie der vielen mächtigen Freunde funktionierte: Anfang 2021 wurde die Blockade aufgehoben. Diese Strategie versucht Katar weiterhin zu pflegen.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

SRF 4 News aktuell vom 1.2.2022, 07.50 Uhr ; 

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