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Konflikt Thailand-Kambodscha Nach der Waffenruhe kehrt langsam Ruhe ein

Seit Mitternacht herrscht die Waffenruhe. Dennoch kam es zu Schüssen an der Grenze. Das Wichtigste kurz zusammengefasst.

Brüchige Waffenruhe: Die Regierungschefs von Thailand und Kambodscha einigten sich am Montag auf eine Waffenruhe an der umstrittenen Grenze. Davor hatten sich die Armeen der beiden Länder tagelang Gefechte geliefert – mehr als 30 Menschen wurden getötet. Die vereinbarte Waffenruhe ist um Mitternacht (Ortszeit) in Kraft getreten. Berichten zufolge hörten die schweren Kämpfe in der Grenzregion zunächst auch auf. Am Dienstagmorgen (Ortszeit) meldete die thailändische Armee aber Verstösse gegen das Abkommen seitens Kambodscha.

Thailand macht Vorwürfe ...: Aussenminister Maris Sangiampongsa erklärte am Nachmittag vor Journalisten, dass es Angriffe seitens Kambodscha gegeben und Thailand auf diese aus reiner Selbstverteidigung reagiert habe. Er habe wegen Kambodschas Verstössen gegen die Vereinbarung ein Protestschreiben unter anderem an den chinesischen Aussenminister Wang Yi und dessen US-Amtskollegen Marco Rubio versandt. In einer Erklärung teilte die thailändische Armee mit, sie habe 18 kambodschanische Soldaten festgenommen, die sich ergeben hätten.

... Kambodscha dementiert: In einer Mitteilung auf X sprach das thailändische Militär von «Unruhen und Waffeneinsatz» in mehreren Gebieten, auf die «entsprechend reagiert» worden sei. Dem kambodschanischen Verteidigungsministerium zufolge blieb es an der Grenze hingegen ruhig. Das bestätigte auch der amtierende Ministerpräsident Thailands, Phumtham Wechayachai. Es sei höchstens zu vereinzelten Schüssen «undisziplinierter Soldaten» gekommen. Die thailändische Armee teilte später mit, dass die Kämpfe eingestellt worden seien, nachdem sich Militärkommandanten beider Seiten an der Grenze getroffen hätten.

Beide Seiten kündigen Kontrolle der Waffenruhe an: Bei einem Treffen zwischen Militärs direkt an der Grenze wurde die sofortige Waffenruhe derweil bestätigt. Es sei eine Aussetzung aller Truppenbewegungen vereinbart worden, hiess es in einer Mitteilung der thailändischen Armee. Auch ein bereits am Montag angekündigtes Treffen des «General Border Committee» am kommenden Montag wurde bestätigt. Dabei handelt es sich um ein bilaterales Gremium zur Zusammenarbeit in Grenzfragen. Beide Militärs haben vereinbart, keine weiteren Truppen entlang ihrer umstrittenen Grenze zu stationieren, sagte ein hochrangiger Vertreter der Nationalversammlung Kambodschas laut der Nachrichtenagentur Reuters.

Kurzeinschätzung von SRF-Südostasien-Korrespondent

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Die Waffenruhe sei fragil, schreibt Martin Aldrovandi:

«Am Montag herrschte spürbare Erleichterung, als die Regierungschefs Thailands und Kambodschas eine bedingungslose Waffenruhe verkündeten. Fünf Tage schwerer Kämpfe mit Dutzenden Toten, Hunderttausenden Vertriebenen und enormen Schäden schienen endlich vorbei. Es gab Hoffnung, dass der Grenzkonflikt künftig auf diplomatischem und politischem Weg ausgetragen wird und nicht erneut in militärische Gewalt mündet.

Doch schon am Dienstagmorgen folgte die Ernüchterung: Thailand wirft Kambodscha vor, das Abkommen gebrochen zu haben, was Phnom Penh wiederum entschieden zurückweist. Immerhin: Beide Regierungen bekennen sich weiterhin zu einer Waffenruhe, doch die Lage bleibt angespannt.

Das thailändische Innenministerium rät den Evakuierten, vorerst nicht in ihre Häuser zurückzukehren, was die Hoffnung vieler Menschen ebenfalls dämpft.»

Langsame Heimkehr für vertriebene Bevölkerung: Mehr als 200'000 Menschen wurden aus ihren Wohnorten vertrieben. Nun kehren die vertriebenen Bewohnerinnen und Bewohner der Grenzregion langsam in ihre Heimatorte zurück. Die thailändische Regierung hat laut Südostasien-Korrespondent Martin Aldrovandi dazu aufgerufen, mit einer Rückkehr noch abzuwarten.

So geht es weiter: Ein nächstes Treffen des Grenzkomitees, das sich mit Grenzsicherheit, Waffenstillständen und Truppenaufmärschen befasst, ist für den 4. August in Kambodscha geplant, teilte die thailändische Armee mit. Dem Komitee gehören die Verteidigungsminister und hochrangige Militärkommandanten beider Länder an.

Tagesschau, 29.7.2025, 19:30 Uhr ; 

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