Die ukrainische Regierung hat bereits am ersten Kriegstag die Bevölkerung dazu aufgerufen, ihre persönlichen Drohnen den Streitkräften zur Verfügung zu stellen. Und melden sollte sich auch, wer solche Drohnen steuern kann.
Inzwischen zeigt sich, dass zivile Drohnen zu militärischen Zwecken eingesetzt werden, wie Michel Wyss beobachtet. Er lehrt an der Militärakademie der ETH Zürich. «Sie können gegnerische Stellungen aufklären, sie können Truppenbewegungen aufklären», sagt er.
«Und diese Informationen können direkt weitergegeben und für Angriffe auf den Gegner verwendet werden.» Das machen die russischen wie die ukrainischen Streitkräfte.
Kosten bei einigen 100 Franken
Beide Seiten verwenden Drohnen, wie sie üblicherweise für Film- und Fotoaufnahmen eingesetzt werden. Ihr Vorteil: Sie sind einfach zu bedienen, und sie sind günstig, falls eine Drohne kaputtgeht. Typischerweise kosten sie einige 100 Franken.
Wyss, der zur asymmetrischen Kriegsführung forscht, sieht noch einen weiteren Pluspunkt: «Sie sind sehr klein. Man hört sie kaum, gerade wenn Panzer, gepanzerte Fahrzeuge oder Lastwagen unterwegs sind, ist es sehr schwierig, sie wahrzunehmen und sich effektiv davor zu schützen.»
Gefahr von Propaganda
Zudem lässt sich das aufgenommene Bildmaterial noch anderweitig verwenden, etwa um Kriegsschäden zu dokumentieren oder für Propagandazwecke. Deshalb zeigen viele Drohnenaufnahmen auch zerstörtes Militärmaterial oder gar Sequenzen von Gefechten. Gerade solche Bilder würden ganz bewusst veröffentlicht, so Wyss.
«Hier sollte man wirklich vorsichtig sein, dass nicht ein falsches Bild entsteht. Wir sehen im Internet, in den sozialen Medien sehr viele Videos, die Erfolge zeigen von der ukrainischen Seite, etwa erfolgreiche Hinterhalte. Ob das tatsächlich die Lage vor Ort widerspiegelt. Das ist höchst fraglich.» Denn letztlich gewähren auch diese Luftbilder nur einen Ausschnitt auf das Geschehen.