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Krieg intensiviert sich Berichte von Massakern im Sudan – das sind die Hintergründe

Die Rebellenmiliz RSF hat die Stadt El Fascher eingenommen, die letzte Hochburg des sudanesischen Militärs in der westlichen Region Darfur. Seither zeichnen Berichte von Überlebenden, Satellitenbilder und Videos auf sozialen Medien ein Bild des Schreckens: Alles deutet darauf hin, dass die Miliz Massaker verübt. Und viele der einst rund 250'000 Einwohner sitzen offenbar in der Stadt fest. Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck mit den Hintergründen.

Sarah Fluck

Afrika-Korrespondentin

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Sarah Fluck ist seit 2024 Afrika-Korrespondentin von Radio SRF und lebt in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Vor ihrem Engagement bei SRF war Fluck als freie Journalistin in Ostafrika tätig. Sie hat Afrikapolitik an der «School of Oriental and African Studies» (SOAS) in London studiert.

Wie kam es dazu? Seit wann existiert der Konflikt?

Vereinfacht gesagt, steht auf der einen Seite die sudanesische Armee unter Abdel Fattah al-Burhan, auf der anderen die Rapid Support Forces (RSF) unter Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti. Die RSF entstand aus Milizen, die der einstige Langzeitherrscher Omar al-Baschir Anfang der 2000er-Jahre in Darfur unterstützte, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Nach Baschirs Sturz 2019 übernahmen Burhan und Hemedti gemeinsam die Macht und teilten sie sich zunächst. Doch der Streit um Kontrolle und Einfluss zwischen den beiden eskalierte – und mündete im April 2023 in einen offenen Krieg.

Was will die RSF?

Die RSF wurden 2013 gegründet und gehen aus den Dschandschawid-Milizen hervor, die seit 2003 in Darfur für Massaker und Vertreibungen an der nicht-arabischen Bevölkerung verantwortlich gemacht werden. Hemedti formte daraus eine schlagkräftige, aber dezentral organisierte Truppe. Die RSF ist hierarchisch um ihn zentriert, zugleich aber stark von regionalen Kommandostrukturen und lokalen Allianzen geprägt. Sie finanziert sich über Goldminen, Abgaben und Schmuggelrouten und strebt politische Macht sowie territoriale Kontrolle an und nimmt dabei eine Spaltung des Sudan in Kauf.

Wer liefert die Waffen?

Nach UNO- und US-Angaben erhalten beide Kriegsparteien Unterstützung aus dem Ausland. Die Rapid Support Forces sollen etwa von den Vereinigten Arabischen Emiraten Nachschub erhalten. Die USA haben dazu Sanktionen gegen eine Firma in Dubai verhängt. Die Emirate selbst bestreiten jegliche Waffenlieferungen. Die sudanesische Armee hingegen wird laut westlichen Geheimdiensten von Ägypten politisch unterstützt; zudem gibt es Hinweise auf iranische Drohnenlieferungen. Vollständig unabhängig überprüfbar ist aber vieles davon nicht, weil der Zugang zum Kriegsgebiet stark eingeschränkt ist.

Gibt es Schweizer Waffen oder Geld in dem Krieg?

Für direkte Schweizer Waffenlieferungen oder Geldzahlungen an Kriegsparteien im Sudan gibt es keine Belege. Seit 2005 ist der Export von Rüstungsgütern dorthin verboten. Doch Drittstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate beliefern laut Recherchen die Kriegsparteien. In die Emirate exportierte auch die Schweiz 2024 Kriegsmaterial. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass solche Materialien über Umwege in den Sudan gelangen könnten. Zudem besteht das Risiko, dass Gold aus sudanesischen Minen über Umschlagplätze wie Dubai in die Schweiz kommt – wegen fehlender Herkunftsangaben – und so indirekt den Krieg mitfinanziert.

Ist ein Ende des Krieges in Sicht? Was kann man tun?

Nein, ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Sudan erlebt eine seiner dunkelsten Phasen. Alle Waffenruheverhandlungen sind gescheitert. Beide Kriegsparteien erhalten genug Nachschub, um weiterzukämpfen, aber nicht, um zu siegen. Über 25 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Was man tun kann: Hilfsorganisationen unterstützen, die im Land und in den Nachbarländern arbeiten, informiert bleiben, Aufmerksamkeit und politischen Druck fordern.

Echo der Zeit, 31.10.2025, 18 Uhr ; 

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