Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Krieg im Sudan Darfur: Nach dem Fall von El Fascher schlägt die UNO Alarm

  • Im Sudan kontrollieren die Rebellen der Rapid Support Forces (RSF) seit Montag laut eigenen Angaben die Grossstadt El Fascher.
  • Zehntausende Menschen sind vor der Gewalt der Miliz in ein nahe gelegenes Flüchtlingslager geflohen.
  • Im Sudan werde gegen das Völkerrecht verstossen. Die Armee und die Rebellen müssten nun sofort über eine Lösung des Konflikts verhandeln, sagte UNO-Generalsekretär António Guterres laut einem Sprecher.

Guterres sei zutiefst alarmiert darüber, dass weiterhin Waffen und Kämpfer in den Sudan gelangten und damit die ohnehin schon verzweifelte Lage im Land weiter verschärften, sagte sein Sprecher weiter. Dies müsse unverzüglich beendet werden. Humanitäre Hilfe für die bedürftigen Zivilistinnen und Zivilisten müsse schnell und ungehindert geliefert werden können.

Bürgerkrieg im Sudan

Box aufklappen Box zuklappen

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein brutaler Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert.

Seit mehr als 18 Monaten seien El Fascher und die umliegenden Gebiete in Darfur ein Epizentrum des Leids. Täglich forderten Unterernährung, Krankheiten und Gewalt Menschenleben.

Gräueltaten befürchtet

Dem UNO-Flüchtlingswerk UNHCR zufolge sind mehr als 26'000 Menschen in dem rund 60 Kilometer von der eroberten Stadt El Fascher entfernten Lager angekommen. «Die Neuankömmlinge berichten von gefährlichen (Flucht-)Bewegungen und schrecklichen Misshandlungen», schrieb UNO-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi auf der Onlineplattform X.

Menschen in traditioneller Kleidung sitzen mit Kindern in einem Zeltlager.
Legende: Zehntausende Menschen sind vor der Gewalt in ein überfülltes Flüchtlingslager geflohen. (Bild: 27.10.25) REUTERS / Mohammed Jamal

Einer UNHCR-Vertreterin zufolge berichteten die Flüchtenden aus El Fascher von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen von Menschen mit Behinderungen. Andere seien bei der Flucht erschossen worden. Viele seien zurückgeblieben, weil sie nicht in der Lage oder zu schwach seien, um zu fliehen, sagte Jacqueline Wilma Parlevliet, Leiterin der UNHCR-Aussenstelle im Sudan.

Schwere Gewalt – oder Hunger und Cholera

Den vorher bis zu 300'000 Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt, die seit anderthalb Jahren von der RSF-Miliz belagert war, drohten Folter in Haft, Plünderungen, Erpressung, Vergewaltigungen und die Rekrutierung von Kindern für bewaffnete Gruppen.

SRF-Korrespondentin: «Weitere Übergriffe sind zu befürchten»

Box aufklappen Box zuklappen

«Das Ereignis markiert einen Wendepunkt in mehrfacher Hinsicht. Militärisch gesehen ist El Fascher die letzte grosse Stadt gewesen, die noch unter Kontrolle der sudanesischen Armee stand – nun wird sie von der RSF-Miliz beherrscht. Damit kontrolliert die Miliz die gesamte Provinz Darfur. Bereits im Juli hatte sie angekündigt, dort eine Parallelregierung einzurichten. Die Gefahr einer Spaltung des Landes in einen West- und einen Ostsudan ist damit real.

Auch für die Zivilbevölkerung ist dies ein kritischer Moment. Seit Beginn des Bürgerkriegs gibt es immer wieder Berichte über ethnische Säuberungen in Darfur – bestätigt von Menschenrechtsorganisationen und den USA. Nun, da die Miliz die volle Kontrolle über die Region hat, ist zu befürchten, dass sich diese Übergriffe weiter verschärfen.» (Christina Karrer)

Im Lager Tawila war die Situation bereits zuvor gravierend. Bis zum Sommer waren binnen weniger Monate rund 400'000 Menschen etwa aus anderen von der RSF-Miliz eroberten Lagern dorthin geflohen.

Nach Angaben von Hilfsorganisationen fehlt es an sauberem Trinkwasser und Essen ebenso wie an Latrinen. Mittlerweile breiten sich Krankheiten wie Cholera aus.

Tagesschau Kompakt, 28.10.25, 12:45 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel