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Krise in Belarus Über 300 Festnahmen nach Protesten gegen Lukaschenkos Amtsantritt

  • Nach der Amtseinführung von Staatschefs Alexander Lukaschenko in Belarus sind in der Nacht auf Donnerstag Tausende Menschen auf die Strasse gegangen.
  • Dabei kam es zu teils brutalen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
  • Bei den Protesten sind nach Angaben des Innenministeriums 364 Menschen festgenommen worden.

Allein in Minsk habe es 254 Festnahmen gegeben. Auch in Grodno, Gomel, Borissow und anderen Städten seien Protestierer in Gewahrsam gekommen, schreibt das Innenministerium. Maskierte Uniformierte gingen teils mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Es gab Verletzte, die von anderen Demonstranten versorgt wurden.

Erneut gewaltsame Auseinandersetzungen in Belarus

Menschen vor Ort erzählten, dass sie Schüsse in Minsk gehört hätten. Auch Polizisten seien verletzt worden, teilt das Innenministerium mit. Die Demonstranten hätten Steine und andere Gegenstände geworfen. Generalstaatsanwalt Andrej Schwed kündigte Strafen für die Organisatoren der Proteste an.

Strassenblockaden und Gewalt

Die Menschen schwenkten die historischen weiss-roten Landesfahnen und skandierten «Hau ab» und «Schande». Autos reihten sich auf den zentralen Strassen und hupten aus Solidarität, was zu langen Staus führte. Viele Demonstranten blockierten die Strassen. Die Behörden gingen Beobachtern zufolge restriktiver als zuletzt gegen die Demonstranten vor.

Ein Demonstrant wird verhaftet
Legende: In vielen Städten kam es zu Dutzenden Verhaftungen. Keystone

Besonders in den Tagen unmittelbar nach der Präsidentenwahl am 9. August setzten die Sicherheitskräfte Gewalt ein und liessen rund 7000 Menschen einsperren. Das sorgte international für Entsetzen und trieb in Belarus die Menschen weiter auf die Strasse. Die Demokratiebewegung fordert den Rücktritt Lukaschenkos, Neuwahlen und die Freilassung politischer Gefangener. Er lehnt jedoch einen Dialog mit der Bewegung ab.

Sechste Amtszeit Lukaschenkos

Lukaschenko war am Mittwochvormittag mehr als sechs Wochen nach der umstrittenen Wahl unter Ausschluss der Öffentlichkeit vereidigt worden. Seine Gegner warfen dem als «letzten Diktator Europas» verschrienen Politiker vor, die Amtseinführung wie eine Geheimoperation durchgezogen zu haben.

Die Wahl wird wegen massiver Fälschungsvorwürfe von keinem EU-Staat anerkannt. Nach dem offiziellen Ergebnis soll der 66-jährige Staatschef der Ex-Sowjetrepublik nach 26 Jahren an der Macht mit 80.1 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden sein. Die Opposition sieht Swetlana Tichanowskaja als Siegerin der Wahl an.

SRF 4 News, 2:00 Uhr ; 

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